Gegen die Journalistin der Nachrichtenagentur JinNews, Melike Aydın, wird in der westtürkischen Provinz Izmir ein Verfahren wegen „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ geführt. In der Anklageschrift gegen sie wird das in ihrer Wohnung gefundene Buch der ehemaligen Ko-Bürgermeisterin von Amed (Diyarbakir), Gültan Kışanak, „Kürt Siyasetinin Mor Rengi” (Die Farbe Lila in der kurdischen Politik) als Beweis für eine Straftat aufgeführt.
Die im Buch beschriebenen Frauenorganisationen, insbesondere die Demokratische Bewegung Freier Frauen (DÖKH) und der Kongress der freien Frauen (KJA), werden in der Anklageschrift als „illegal“ dargestellt. Neben dem Buch, das Gültan Kışanak im Gefängnis verfasst hat, werden auch eine Ausgabe der Zeitung Demokratische Moderne mit dem Titel „Neoliberalismus“ und verschiedene Ausgaben der Zeitschrift Meydan als Beweismittel herangezogen. Kışanaks Buch wird als ein Buch, in dem „sogenannte Politiker ihren sogenannten legitimen Kampf in ihren Strukturen führen und über ihre Schwierigkeiten und Probleme, aber auch die Bedeutung ihrer Aktivitäten schreiben“ klassifiziert. Die Zeitung Meydan wird als Geldquelle für die PKK diffamiert.
Nutzung von JinNews-Nachrichten durch andere Agenturen ebenfalls Straftat
Auch Telefongespräche von Melike Aydın mit Interviewpartner*innen wurden mit als Beweis aufgenommen. Darunter befanden sich Interviews mit Familien, deren Angehörige für die Aufhebung der Isolation Abdullah Öcalans im Hungerstreik waren, oder Recherchen für Artikel über Kundgebungen gegen Frauenmorde. Außerdem wird als Straftat gewertet, dass Aydıns Artikel auch von anderen Agenturen verbreitet wurden.