„Wir wollen diesen Schmerz nicht erleben“

Die Familie des kranken Gefangenen Ibrahim Alkan ist besorgt angesichts der vielen Todesfälle in den Gefängnissen. Die Angehörigen rufen zur Unterstützung der Mahnwache für die kranken Gefangenen in Amed auf.

Immer neue Todesmeldungen von politischen Gefangenen in türkischen Gefängnissen erreichen die Öffentlichkeit. Besonders betroffen sind schwer kranke Gefangene. Viele der kranken politischen Gefangenen werden in Haft weder behandelt noch entlassen. Deshalb fordern ihre Angehörigen ihre Freilassung und haben eine Dauermahnwache in Amed (tr. Diyarbakir) gestartet.

Eine der Familien ist die von Ibrahim Alkan. Der 67-Jährige wurde im sogenannten KCK-Verfahren zu sechs Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt und befindet sich seit drei Jahren im F-Typ-Gefängnis Van. Ibrahim Alkan kämpft mit vielen Krankheiten wie Diabetes, Herzproblemen, Bluthochdruck, Cholesterin- und Prostataproblemen.

Wenn wir uns die Hände reichen, dann können wir sie aus den Gefängnissen holen“


Dilşah Alkan, die Ehefrau von Ibrahim Alkan, fordert, dass alle ihre Stimme für die kranken Gefangenen erheben sollten. Sie warnt, dass bald weitere Gefangene zu sterben drohen, und sagt: „Wenn wir uns die Hände reichen, können wir unsere Angehörigen aus dem Gefängnis holen. Wir wollen Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit. Mein Mann ist schwer krank. Er ist herz- und zuckerkrank und leidet an Bluthochdruck und muss vier Insulinspritzen am Tag erhalten. Wir wollen nicht, dass mein Mann mit diesen Krankheiten im Gefängnis bleibt.

Er hat viele Atteste über seine Krankheiten. Wir haben diese Atteste der Staatsanwaltschaft gegeben, aber sie hat sie nicht akzeptiert. Sie haben alles schwarz auf weiß vorliegen. Sie kennen den Zustand unserer Kranken, aber sie lassen sie nicht raus. Wir werden solange wir können den Kampf für Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden fortsetzen. Es muss eine Möglichkeit gefunden werden, andernfalls müssen wir unsere Mahnwache fortsetzen.“

Wir wollen keine weiteren Toten“


Pınar Alkan, die Schwiegertochter des Gefangenen, nimmt ebenfalls an der Mahnwache teil. Sie berichtet: „Wegen seiner Krankheiten kann er sich nicht selbst versorgen. Dazu liegen Belege vor. Obwohl sich entsprechende Untersuchungsberichte und Atteste in seiner Akte befinden, gab es bisher keine positive Entwicklung. Viele kranke Gefangene kommen erst im Sarg aus dem Gefängnis. Und wir als Familie eines kranken Gefangenen wollen diesen Schmerz nicht auch erleben. Der Widerstand für die Freilassung kranker Gefangener wird weitergehen. Damit dieser Widerstand Erfolg hat, werden Mütter, Söhne und Schwiegertöchter die Mahnwache nicht aufgeben, bis es Gerechtigkeit gibt.

Wir erwarten unser Volk zu unserer Mahnwache für Gerechtigkeit. Alle sollen sie unterstützen. Wir wollen, dass Frauen, Söhne, Töchter, Mütter und Väter dieses Leid nicht mehr erfahren müssen. Wie weit soll dieses Unrecht gehen? Offen gesagt, wir bekommen in dieser Phase keine ausreichende Unterstützung aus dem Volk. Ich appelliere an alle. Diese Mahnwache sollten nicht nur 10 bis 15 Menschen, sondern die ganze Öffentlichkeit unterstützen. Es soll nicht jeden Tag ein weiterer Gefangener sterben.“