Im Dezember 2017 wurde der Guerillafriedhof Garzan in der nordkurdischen Provinz Bedlîs (Bitlis) von türkischen Sicherheitskräften zerstört. Auf der Ruhestätte in der Nähe von Oleka Jor (Yukarı Ölek) befanden sich die Gräber von 267 gefallenen Kämpfer*innen der kurdischen Guerilla HPG und YJA-Star sowie den Volks- und Frauenverteidigungseinheiten YPG und YPJ. Ihre Leichname wurden nach der Zerstörung des Friedhofs auf Anweisung der Staatsanwaltschaft Istanbul exhumiert und in die dortige Gerichtsmedizin verschleppt. Anschließend wurden sie auf dem jüdischen Friedhof Kilyos begraben. Nur sechs Leichname wurden danach ihren Angehörigen übergeben. Zehn von elf weiteren Familien, die schon im vergangenen März Blutproben für einen DNA-Angleich abgaben und seit Oktober auf die Herausgabe der Leichen warten, wurden heute die sterblichen Überreste ihrer Angehörigen ausgehändigt. In einem Fall ist die Exhumierung allerdings wegen fehlenden Dokumenten ein weiteres Mal verwehrt worden.
Leichen in Plastikkisten verstaut
„Es war ein bewegender Moment“, sagte Şükriye Sincer. „Nach zwei Jahren des Kampfes konnten wir heute den Leichnam meiner Schwester Müzeyyen Gördegir und die sterblichen Überreste von neun weiteren unserer Brüder und Schwestern in Empfang nehmen, um ihnen mit einer ihnen gerechten Beerdigung die Ehre erweisen zu können.“ Die anwesenden Polizisten versuchten zwar zu verhindern, dass Journalist*innen die Exhumierung mit ihren Kameras festhalten. Dennoch konnten einige von ihnen die Szenen einfangen: Die türkischen Behörden hatten die Überreste der verschleppten Leichen in Plastikkisten verstaut und aufeinandergestapelt vergraben.
Bei den an ihre Angehörigen ausgehändigten Leichnamen handelt es sich um die Überreste von: Ferhat Can (Ferhat Garzan), Burhan Altıntaş (Numan Tatvan), Fedakar Turan (Vecip), Faysal Bingöl (Herekol), Mehmet Reşit Karakoç (Gabar), Necla Karabay (Zekiye), Ahmet Döner (Edip), Behzat Yıldırım (Kani Garzan), Müzeyyen Gördegir (Berivan) und Nadire Elma (Nalin).
Guerillafriedhof Garzan
Der zerstörte Friedhof Garzan wurde bereits während seiner Entstehung im August 2013 sowie im Rahmen einer Militäroperation im September 2015 beschädigt. Nachdem in dem Gebiet eine Ausgangssperre verhängt wurde, wurden der Friedhof und ein Gebetsraum am Rand des Friedhofs abgerissen.
Friedhofs- und Leichenschändung sind eine für den schmutzigen Krieg in Kurdistan typische Praxis des türkischen Militärs. Auf diese Weise sollen der Widerstandswille und die Moral der kurdischen Bevölkerung gebrochen werden.