Türkische Polizei schießt auf Kleinbus mit Flüchtlingen
In Wan haben türkische Polizisten das Feuer auf einen Kleinbus mit Flüchtlingen eröffnet und dabei zwei Menschen getötet. Sechs weitere Fahrzeuginsassen wurden verletzt.
In Wan haben türkische Polizisten das Feuer auf einen Kleinbus mit Flüchtlingen eröffnet und dabei zwei Menschen getötet. Sechs weitere Fahrzeuginsassen wurden verletzt.
In der nordkurdischen Provinz Wan (tr. Van) haben türkische Polizisten das Feuer auf einen Kleinbus mit Flüchtlingen eröffnet und dabei zwei Menschen getötet. Sechs weitere Fahrzeuginsassen wurden verletzt. Zuvor berichteten lokale Medien von einem Getöteten und einem Schwerverletzten.
Das Fahrzeug bewegte sich von Qerqelî (Özalp) kommend Richtung Wan-Zentrum. Auf Höhe einer Polizeikontrolle habe der Lenker den Kleinbus gewendet und versucht, in die Gegenrichtung zu fahren. Die Beamten hätten nicht versucht, das Fahrzeug anzuhalten, gaben Zeugen an. Auch Warnschüsse wurden demnach nicht abgegeben. Stattdessen seien gezielte Schüsse aus verschiedenen Richtungen abgefeuert worden.
Die Polizei fand in dem Kleinbus etwa 20 Flüchtlinge, Angaben zu ihrer Identität wurden nicht gemacht. Einer der Migranten sei nach dem Beschuss sofort tot gewesen, seine Leiche wurde zunächst wie ein Stück Abfall an den Straßenrand gelegt und für einen längeren Zeitraum dort liegen gelassen. Den Rettungsdienst habe die Polizei erst benachrichtigt, als der Tod der zweiten Person bereits erkennbar eingetreten sei.
Wan grenzt direkt an Ostkurdistan (Iran) und ist der erste Anlaufpunkt auf türkischem Staatsgebiet für Menschen, die vor Kriegen, Hunger sowie Armut im Mittleren Osten und Asien nach Europa fliehen wollen. Im Durchschnitt kommen täglich zwischen 1000 und 1500 Menschen aus Afghanistan, Iran, Irak und Mittelasien nach Wan.
Um die „illegale Einwanderung“ zu verhindern, hat die Türkei mit EU-Mitteln eine hochmilitarisierte Mauer an ihrer Grenze zu Iran hochziehen lassen, die Migrant:innen auf immer gefährlichere Routen durchs Hochgebirge treibt. In der Provinz spielen sich laufend Flüchtlingsdramen ab: Menschen auf der Flucht erfrieren im Grenzgebiet, andere kommen bei Verkehrsunfällen in überfüllten Fahrzeugen ums Leben. Nach der Schneeschmelze im Frühjahr kommen die Leichen Erfrorener zum Vorschein.
Nicht selten werden Geflüchtete in Wan auf dem Weg in ein sicheres Leben von türkischen Polizisten und Soldaten erschossen. Vergangenen Juli hatten Militärs in Wan auf einen Kleinbus mit Flüchtlingen geschossen und dabei ein vierjähriges Kind getötet. Dreizehn weitere Schutzsuchende waren verletzt worden, darunter eine schwangere Frau und mehrere Kinder. Nach Angaben der Zweigstelle des Menschenrechtsvereins IHD sind zwischen 2019 und 2021 mindestens 160 Flüchtlinge in Wan ums Leben gekommen. Rund ein Drittel der Opfer sei im Grenzgebiet erfroren, weitere 68 Menschen sind im Wan-See ertrunken. Außerdem kamen 42 Schutzsuchende bei Verkehrsunfällen ums Leben - in der Regel infolge von Hetzjagden mit türkischen Sicherheitskräften.