Sichere Häfen fördern Rettungsschiff „Sea-Eye 4“

Die Sicheren Häfen Darmstadt und Greifswald haben beschlossen, die Einsätze von Sea-Eye finanziell zu fördern und Patenschaften für die „Sea-Eye 4“ zu übernehmen. Es ist das bisher größte Schiff, das die Organisation in den Rettungseinsatz entsendet.

Darmstadt und Greifswald haben beschlossen, die lebensrettenden Einsätze von Sea-Eye finanziell zu fördern. Wie die Seenotrettungsorganisation mit Sitz in Regensburg mitteilt, übernehmen beide Städte Patenschaften für die „Sea-Eye 4“, die erst kürzlich getauft wurde. Es ist das bisher größte Schiff, das die Organisation in den Rettungseinsatz entsendet. Die Wissenschaftsstadt Darmstadt hatte bereits im Oktober zu Spenden für die Sea-Eye 4 aufgerufen und sammelte bis letzten Monat 7.000 Euro. Die Hansestadt Greifswald entschloss sich diese Woche, eine Patenschaft für 2021 und 2022 mit jeweils 2.000 Euro zu übernehmen.

Laut Mitteilung stimmten die Bürgerschaftsmitglieder in Greifswald mit breiter Mehrheit für die Patenschaft für das Rettungsschiff. „Mit der Übernahme einer Patenschaft für das zivile Seenotrettungsschiff Sea-Eye 4 soll das Bekenntnis zum Sicheren Hafen der Universitäts- und Hansestadt Greifswald bekräftigt und konsequent fortgesetzt werden. Vor allem unsere hanseatische Tradition gebietet es, dem Sterben auf hoher See nicht tatenlos zuzusehen“, so der Greifswalder Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder (Bündnis 90/Die Grünen) zum Beschluss der Greifswalder Bürgerschaft.

Darmstadts grüner Oberbürgermeister Jochen Partsch hatte schon zuvor erklärt, mit den gesammelten Spendengeldern eine Patenschaft für ein ganzes Jahr zu übernehmen. „Darmstadt hat eine weltoffene, solidarische und hilfsbereite Zivilgesellschaft. Das Leid der Menschen auf dem Mittelmeer und an den europäischen Außengrenzen ist für viele Darmstädterinnen und Darmstädter Anlass zu handeln und Menschlichkeit zu zeigen. Dafür danke ich allen Unterstützerinnen und Unterstützern herzlich. Wir hoffen, mit der Übernahme einer Schiffspatenschaft einen Beitrag zur Rettung von in Seenot geratenen Flüchtenden auf dem Mittelmeer leisten zu können“, so Partsch.

Darmstadt und Greifswald gehören zur Seebrücke

Darmstadt und Greifswald gehören zum zivilgesellschaftlichen Bündnis „Seebrücke – schafft sichere Häfen“, in dem sich in Deutschland 235 Städte und Kommunen zum Sicheren Hafen erklärt haben. Damit zeigen sie ihre Bereitschaft, mehr Geflüchtete und Schutzsuchende aufzunehmen. Ganz gleich, ob diese aus Seenot gerettet werden mussten, in den europäischen Elends- und Abschreckungslagern Griechenlands leiden oder unter haltlosen Bedingungen an der kroatisch-bosnischen Grenze ums Überleben kämpfen. „Wir sind außerordentlich dankbar, dass Darmstadt und Greifswald keine Symbolpolitik betreiben, sondern die Sea-Eye 4 fördern und sich so an unseren Rettungseinsätzen beteiligen“, sagte Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye.

Seehofer lehnt Hilfe ab

Trotz der enormen Hilfsbereitschaft und Solidarität dieser Städte und Kommunen lehnt Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) jede zusätzliche Hilfe ab. Seehofer selbst werde nicht müde, die eigene Verweigerung mit dem Fehlen einer „gemeinsamen, europäischen Lösung“ zu begründen, kritisiert Sea-Eye. „Horst Seehofer kann den Städten und Kommunen verbieten, geflüchteten oder aus Seenot geretteten Menschen Schutz zu bieten, aber er kann ihnen nicht verbieten, Rettungsschiffe aufzutanken oder Hilfsgüter zu schicken“, so Isler.

Gespräche mit Städten und Kommunen für weitere Patenschaften

Inzwischen seien einige weitere Städte aktiv geworden und suchten nach konkreten Möglichkeiten, Seenotretter*innen zu unterstützen, teilt die Rettungsorganisation weiter mit. So werde Sea-Eye außerdem von der Stadt Konstanz, dem Landkreis Konstanz, dem Kreis Nordfriesland und der Gemeinde Schöneiche bei Berlin unterstützt. Der Verein sei auch mit weiteren Städten und Kommunen im Gespräch und freut sich über Anfragen zu kommunalen Patenschaften. „Wir sind für die Unterstützung aus Darmstadt und Greifswald sehr dankbar und hoffen, dass viele weitere Städte und Kommunen Wege finden, die Seenotrettungsorganisationen zu unterstützen. Denn wir brauchen ihre Hilfe“, betont Isler.