Im Frauengefängnis Şakran in Izmir findet seit dem 2. Januar ein Hungerstreik statt. Die Gefangenen wehren sich unter anderem gegen den Zwang, sich in militärischer Formation zählen zu lassen. Sie fordern uneingeschränkten Zugang zu Büchern und Kommunikationsmöglichkeiten untereinander und nach draußen. Der Hungerstreik wird im Turnus von jeweils zehn Tagen geführt. Die erste Hungerstreikende war Leyla Saraç. Die am 25. Oktober 2021 aus dem Gefängnis entlassene kurdische Schriftstellerin war acht Monate nach ihrer Freilassung im Juni 2022 wegen neun noch ausstehenden „Bunkerstrafen" erneut inhaftiert worden. Der von ihr zu Warnzwecken geführte Hungerstreik wurde am 12. Januar von Hediye Öztürk übernommen.
Rechtsanwalt Serhat Arli von der Juristenvereinigung für Freiheit (ÖHD) hat die Gefangenen in Şakran am Freitag besucht und sagt, dass in der Vollzugsanstalt eine massive Isolierungspolitik herrscht und den Gefangenen Grundrechte vorenthalten werden. „Die Vollzugsleitung und die juristischen Stellen hören nicht auf die Forderungen der Gefangenen. Alle juristischen Wege bleiben verschlossen, es gibt keine Stelle, die auf die Beschwerden über Rechtsverletzungen und Unterdrückung reagiert. Die Gefangenen, mit denen ich sprechen konnte, betonen, dass der Hungerstreik für sie das letzte Mittel ist. Sie sind im Hungerstreik, um Zugang zu Grundrechten zu bekommen und die stattfindende Rechtslosigkeit zu beenden“, so der Rechtsanwalt.
Serhat Arli fordert ein Ende der rechtswidrigen Behandlung der Gefangenen und Unterstützung durch die demokratische Öffentlichkeit und Menschenrechtsverteidiger:innen: „Weil das nicht stattfindet, sehen sich die Gefangenen zum Hungerstreik gezwungen. Ihre ohnehin schweren Haftbedingungen werden dadurch verschlimmert.“