Gefangene im Frauengefängnis Bakirköy in Istanbul haben sich aufgrund ihrer Haftbedingungen an die Öffentlichkeit gewandt. Sie wurden vom Vollzugspersonal im Innenhof der Anstalt eingesperrt, während ihre Zellen durchsucht und persönliche Gegenstände, darunter Briefe und Zeichnungen, die sich seit Jahren in ihrem Besitz befanden, beschlagnahmt wurden. Die Frauen forderten, dass sich insbesondere Abgeordnete bei der Gefängnisverwaltung für die Rückgabe der Gegenstände einsetzen.
Am Freitag versuchten die HDP-Abgeordneten Züleyha Gülüm und Dilşat Canbaz gemeinsam mit den Rechtsanwältinnen Berivan Bekçi, Eda Önal und Şeyma Önal von den „Jurist:innen für Freiheit“ (ÖHD), mit der Anstaltsleitung zu sprechen. Das eingeforderte Gespräch kam trotz mehrtägiger Bemühungen nicht zustande, die Rechtsanwältinnen konnten jedoch mit Gefangenen sprechen. Wie Berivan Bekçi gegenüber ANF mitteilte, wurde in der betroffenen Abteilung fast alles beschlagnahmt, was auch nur einen Buchstaben enthielt. Von ihrem Besuch in dem Frauengefängnis berichtet sie:
„Ich habe mich mit zwei verschiedenen Personen aus der Abteilung für Inhaftierte und Verurteilte getroffen. Bei den Razzien wurde ihr gesamtes Material beschlagnahmt. Diese reichen von Büchern, die sie seit Jahren bei sich tragen, bis hin zu Wörterbüchern und Notizen, die sie selbst gemacht haben. Es gibt auch Kunststudentinnen in der Abteilung, ihre Zeichnungen, Stifte und Schreibwaren wurden beschlagnahmt. Selbst wenn nur ein Buchstabe auf einem Stück Papier geschrieben stand, wurde es mitgenommen. Nichts davon wurde bisher zurückgegeben.
Den Frauen wurde gesagt, dass eine ganz normale Durchsuchung durchgeführt werde, aber dann wurden sie im Hof eingesperrt, damit sie keinen Widerstand leisten. Und alle ihre Habseligkeiten auf der Station wurden mitgenommen. So wurden zum Beispiel auch Wörterbücher mitgenommen. Normalerweise gehörten Wörterbücher nach der alten Praxis nicht zu den Büchern, aber jetzt werden sie in den Bereich der Bücher aufgenommen und mit einer Quote versehen.
Die Gefangenen baten uns um ein Treffen mit der Gefängnisverwaltung, um die Rückgabe ihrer Sachen zu erreichen. Denn es gibt auch Dinge, die sie selbst geschrieben haben, Briefe, besondere Dinge. Diese sind für sie wichtig. Darüber hinaus hat die Verwaltung eine disziplinarische Untersuchung bezüglich des dreitägigen Hungerstreiks gegen den Einsatz von Chemiewaffen nach der Razzia eingeleitet.“
Hygieneartikel beschlagnahmt
Rechtsanwältin Berivan Bekçi erklärt, dass eine der von ihr befragten Gefangenen an Speiseröhrenkrebs erkrankt sei und dass die Bedingungen für sie noch schwieriger geworden seien, da ihre Hygieneartikel beschlagnahmt wurden: „Eine der von mir befragten Gefangenen hatte Speiseröhrenkrebs. Ihre Hygieneartikel wurden beschlagnahmt. Dies verschlimmert die Situation für kranke Gefangene, deren Haftbedingungen ohnehin schon schwierig sind. Der Zugang zur Gesundheit ist zwar ein Recht, aber wenn man die Dinge wegnimmt, die dieses Recht gewährleisten, und keine saubere Umwelt zur Verfügung stellt, werden Krankheiten noch mehr gefördert. Die von uns befragten Gefangenen forderten außerdem, dass sich die Abgeordneten erneut mit der Gefängnisverwaltung treffen, um die Entwicklungen zu verfolgen. Als die Abgeordneten kamen, wurde ihnen gesagt, der Leiter sei nicht da und es könne kein Gespräch stattfinden. Die Gefangenen fordern, dass die Abgeordneten wieder in das Gefängnis kommen."