Sea-Eye legt in Pozzallo an

Das deutsche Rettungsschiff Alan Kurdi hat mit 32 geretteten Flüchtlingen an Bord den italienischen Hafen Pozzallo angelaufen. Die Geretteten konnten bereits am Sonntagmorgen ausgeschifft werden.

Das deutsche Rettungsschiff Alan Kurdi hat mit 32 geretteten Flüchtlingen an Bord den italienischen Hafen Pozzallo angelaufen. Die Geretteten konnten bereits am Sonntagmorgen ausgeschifft werden, teilte die Regensburger Seenotrettungsorganisation Sea-Eye mit, der das Schiff gehört.

Die Alan Kurdi hatte die Menschen in der Nacht von Donnerstag auf Freitag von einem überfüllten Kunststoffboot gerettet. Zwei Stunden zuvor hatten die Überlebenden einen Notruf an die Hilfsorganisation AlarmPhone gesendet, auf den libysche Behörden nicht reagierten. Unter den Flüchtlingen, die angaben, libysche Staatsangehörige zu sein, befinden sich zehn Kinder und Babys, das jüngste drei Monate alt, sowie eine schwangere Frau. Nach Angaben von Sea-Eye wären die Menschen spätestens am Morgen danach in einen aufziehenden Sturm geraten.

Für zehn Gerettete wurde am Samstag bei der maltesischen Rettungsleitstelle um Evakuierung gebeten. Zwei Frauen und mehrere Kinder nahmen aufgrund der Seekrankheit und des Stresses keine Nahrung und kein Wasser zu sich und waren dehydriert. Die maltesische Leitstelle lehnte eine Evakuierung ab.

„Wir sind wirklich erleichtert, dass die Geretteten nicht länger an Bord unseres Schiffes ausharren mussten. Der medizinische Zustand einiger Menschen und der aufziehende Sturm bereitetet uns zunehmend Sorgen”, sagte Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler.

Die Menschenrechtsbeobachterin an Bord der Alan Kurdi interviewte einige Überlebende. Ein Mann berichtete, dass er zum Militärdienst für den libyschen Bürgerkrieg herangezogen werden sollte und geflohen sei, weil er keine Menschen töten wolle. Seine Partnerin und er gaben weiter an, die Flucht über das Mittelmeer als letzten Ausweg gesehen zu haben. Sea-Eye wertet die Interviews zur Zeit noch aus.

Am Samstag äußerte sich der italienische Staatspräsident Guiseppe Conte, der Salvinis Sicherheitspolitik überarbeiten wolle. Unter dem ehemaligen Innenminister Matteo Salvini wurden drakonische Strafen gegen Rettungskräfte und Rettungsschiffe eingeführt.

Julian Pahlke, Sprecher von Sea-Eye, erklärte zu den politischen Entwicklungen Italiens: „Salvinis Politik der geschlossenen Häfen muss sofort beendet werden. Die sogenannten Sicherheitspakete haben nicht nur das fremdenfeindliche Klima angeheizt, sie widersprechen auch dem Völkerrecht und fundamentalen Menschenrechten. Der Ankündigung des Staatspräsidenten müssen nun Taten folgen. Wir müssen zu einer humanitären Sicht auf diese Krise an unseren gemeinsamen Außengrenzen zurückfinden. Im gleichen Zuge müssen aber alle EU-Mitgliedsstaaten zusammen, die Mittelmeeranrainerstaaten unterstützen und sich auf eine gemeinsame Verteilung aller Geretteten einigen.”

Sea-Eye

Der Verein Sea-Eye e.V. wurde 2015 in Regensburg gegründet. Mit den umgerüsteten Fischkuttern „Sea-Eye” und „Seefuchs” beteiligten sich mehr als 800 ehrenamtliche Rettungskräfte, in über 60 Missionen, unter niederländischer Flagge an der Rettung von 14.828 Menschen. Im Sommer 2018 entschied die Vereinsführung ein neues Schiff unter deutscher Flagge in den Einsatz zu senden. Die „Alan Kurdi” ist das erste Schiff einer Hilfsorganisation unter der Bundesflagge. Ihr Einsatz rettete bis heute 460 Menschen das Leben.

Titelfoto: Jana Stallein | Sea-Eye