„Alan Kurdi“ auf Weihnachtsmission

Das Rettungsschiff „Alan Kurdi” ist zu einem neuen Einsatz im Mittelmeer aufgebrochen - mit Unterstützung der katholischen Kirche. Das Erzbistum Paderborn finanziere die „Weihnachtsmission”, teilte Sea-Eye mit.

Das Rettungsschiff „Alan Kurdi” der deutschen Hilfsorganisation Sea-Eye ist zu einem neuen Einsatz im Mittelmeer aufgebrochen. Unterstützt wird die Regensburger Seenotrettungsorganisation vom Erzbistum Paderborn, das die „Weihnachtsmission“ finanziere, teilte Sea-Eye am Freitag mit. „Wir sind Erzbischof Hans-Josef Becker unendlich dankbar, der so wiederholt deutlich macht, dass es unser aller Menschenpflicht ist, das Leben Schutzsuchender zu retten“, erklärte der Sea-Eye-Vorsitzende Gorden Isler.

Wegen ausbleibender Spenden im Oktober hatte Sea-Eye eine Mission absagen müssen. Das Erzbistum Paderborn habe daraufhin sofortige Unterstützung zugesichert, um die Einsatzfähigkeit der „Alan Kurdi“ zur Jahreswende sicherzustellen. Darüber hinaus habe auch die Stadt Konstanz eine schnelle Nothilfe über 5.000 Euro bereitgestellt.

Das nach dem kurdischen Flüchtlingskind Alan Kurdî benannte Rettungsschiff hat am Freitagabend den Hafen von Palermo verlassen. Bürgermeister Leoluca Orlando erschien persönlich, um der Crew eine erfolgreiche Mission und sichere Heimkehr zu wünschen. Zuvor hatte er das Team im Rathaus von Palermo empfangen und die Flagge der Stadt an den Kapitän Uwe Doll überreicht.

Palermo, die Hauptstadt der Autonomen Region Sizilien, soll der neue Seenotrettungsstützpunkt für die Alan Kurdi werden. „Nach der Bruchlandung des italienischen Innenministers Matteo Salvini, sind die italienischen Häfen wieder offen“, sagte Sea-Eye-Sprecher Julian Pahlke. Zuvor musste die Alan Kurdi von Spanien aus starten. Die kürzere Anfahrt ins Einsatzgebiet ermögliche höhere Anwesenheitszeiten in der libyschen Such- und Rettungszone und geringere Einsatzkosten. „Wir sind gern in Palermo. Der Bürgermeister und die Menschen dort haben uns mit offenen Armen empfangen. Daher wollen wir hier unseren neuen Stützpunkt errichten“, so Pahlke weiter.

Wer war Alan Kurdi?

Alan Kurdi, dessen Leichnam nach seinem Ertrinken an der türkischen Küstenstadt Bodrum angeschwemmt wurde, wurde 2015 zum Symbol der Flüchtlingskrise. Seine Familie stammte aus Kobanê in Nordsyrien/Westkurdistan. Als sich der Bürgerkrieg in Syrien intensivierte, siedelte der Vater Abdullah Kurdi allein in die Türkei über und arbeitete in Istanbul zwei Jahre in der Textilindustrie. Als die Bombardierung von Kobanê begann, holte er seine Familie nach. Nachdem Bemühungen einer in Vancouver lebenden Tante des Jungen, eine legale Überführung nach Kanada zu organisieren, fehlgeschlagen waren, entschied sich die Familie, mithilfe von Schleppern die griechische Insel Kos zu erreichen. Bei dem Versuch, das Mittelmeer auf einem Schlepperboot zu überqueren, kenterte das Boot im hohen Wellengang. Neben Alan ertranken auch sein fünfjähriger Bruder Galip, seine Mutter Rehan und neun weitere Menschen. Neun Menschen konnten gerettet werden, von der Familie Kurdi überlebte nur der Vater Abdullah.