Crew der „Alan Kurdi” rettet 32 Menschenleben

Die Crew der „Alan Kurdi” hat etwa 17 Seemeilen vor der libysche Küste 32 Menschenleben gerettet.

Gestern Abend, am zweiten Weihnachtstag, empfing die Crew der „Alan Kurdi“ einen Notruf. Das deutsche Rettungsschiff hatte die libysche Such- und Rettungszone erst wenige Stunden zuvor erreicht. Der Notruf wurde um 22.31 Uhr von der Hilfsorganisation AlarmPhone an die libysche Rettungsleitstelle und an die Rettungsschiffe Alan Kurdi und Ocean Viking weitergeleitet.

Das Schiff der Regensburger Seenotretter benötigte rund zwei Stunden zur übermittelten Koordinate, die sich nur etwa 17 Seemeilen von der libysche Küste entfernt befand. Die libyschen Behörden reagierten dennoch überhaupt nicht auf den weitergeleiteten Notruf, berichtet die Seenotrettungsorganisation Sea-Eye.

Auf dem überfüllten Kunststoffboot befanden sich insgesamt 32 Personen, darunter zehn Kinder und fünf Frauen, von der eine schwanger ist. Das jüngste Kind ist gerade einmal drei Monate alt. Alle Überlebenden geben an, libysche Staatsbürger zu sein. „Wie sicher kann Libyen schon sein, wenn sich die Libyer selbst mit ihren Familien auf dem Meer in Lebensgefahr begeben, um das Land zu zügig zu verlassen?", so Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye.

Bis zum Freitagvormittag erklärte keine Rettungsleitstelle seine Zuständigkeit. Das Rettungsschiff „Alan Kurdi“ hat inzwischen Kurs auf die italienische Insel Lampedusa gesetzt, denn der nächste Sturm zieht auf. „Die Flucht ist zu dieser Jahreszeit besonders gefährlich, weil sich das Wetter ständig ändert", erklärt Julian Pahlke, Sprecher von Sea-Eye. „Hätten wir die Menschen nicht gefunden, wären sie spätestens morgen in einen Sturm geraten. Ihre Überlebenschancen wären dadurch drastisch gesunken."

Das deutsche Rettungsschiff „Alan Kurdi“ ist erst vor einer Woche vom italienischen Palermo aus zu seinem nächsten Einsatz in Richtung Libyen aufgebrochen. Palermo soll nach Angaben von Sea-Eye der neue Seenotrettungsstützpunkt für das Rettungsschiff werden.

Titelfoto: Jana Stallein