Samstagsmütter fragen nach verschwundenem Journalisten

Die heutige Kundgebung der Samstagsmütter in Istanbul wurde dem Journalisten Nazım Babaoğlu gewidmet. Der Korrespondent der Zeitung Özgür Gündem ist 1994 nach der Festnahme verschwunden.

Zum 731. Mal wollten die Samstagsmütter ihre wöchentliche Kundgebung auf dem zentralen Galatasaray-Platz in Istanbul abhalten, wurden von der Polizei jedoch daran gehindert. Daraufhin kam die Initiative vor dem Menschenrechtsverein IHD zusammen. Wie jedes Mal wurde die Straße von der Polizei abgeriegelt.

Thematisiert wurde bei der heutigen Kundgebung das Schicksal des Journalisten Nazım Babaoğlu. Der Korrespondent der Zeitung Özgür Gündem ist nach seiner Festnahme am 12. März 1994 in der nordkurdischen Provinzhauptstadt Riha (Urfa) verschwunden.

Die Zeitung stand in den neunziger Jahren im Fokus extralegaler Hinrichtungen. In Riha wurde 1992 der Korrespondent Hüseyin Deniz ermordet, ein Jahr später der Büroleiter Kemal Kılıç. Am 12. März 1994 wurde das Zeitungsbüro von einem Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Anadolu Ajansı (AA) telefonisch darüber informiert, dass es in Sêwreg (Siverek) zu einem wichtigen Vorfall gekommen sei. Daraufhin fuhr der 19-jährige Nazım Babaoğlu in die Kreisstadt, wo er festgenommen und in das Haus des Dorfschützerchefs Sedat Bucak gebracht wurde. Dort verliert sich seine Spur, sein Leichnam ist niemals gefunden worden und niemand ist für den Mord zur Verantwortung gezogen worden.