Samstagsmütter fragen nach Hüseyin Taşkaya
Die Istanbuler Samstagsmütter fordern Aufklärung über das Schicksal von Hüseyin Taşkaya. Der Vater von vier Kindern wird seit seiner Festnahme in Sêwrek im Jahr 1993 vermisst.
Die Istanbuler Samstagsmütter fordern Aufklärung über das Schicksal von Hüseyin Taşkaya. Der Vater von vier Kindern wird seit seiner Festnahme in Sêwrek im Jahr 1993 vermisst.
Bei der heutigen Kundgebung der Initiative der Samstagsmütter in Istanbul ist das Schicksal von Hüseyin Taşkaya thematisiert worden. Der 42-Jährige ist 1993 nach seiner Festnahme in Sêwrek (Siverek, Provinz Riha/Urfa) „verschwunden“.
Die Samstagsmütter in Istanbul kämpfen seit vielen Jahren für die Aufklärung der Fälle von „Verschwundenen“ und eine Bestrafung der im staatlichen Auftrag handelnden Täter. Seit über einem Jahr ist ihre Aktion auf dem angestammten Galatasaray-Platz in der Istanbuler Fußgängerzone Istiklal Caddesi verboten. Stattdessen kommt die Initiative jeden Samstag vor der Zweigstelle des Menschenrechtsvereins IHD in der kleinen Seitenstraße Çukur Çeşme zusammen, um nach dem Verbleib der Vermissten zu fragen. An der heutigen Kundgebung nahmen unter anderem die Abgeordneten Ahmet Şık (HDP) und Sezgin Tanrıkulu (CHP) teil.
Die Erklärung zu Hüseyin Taşkaya wurde von Gülseren Yoleri verlesen. Die Rechtsanwältin ist Vorsitzende des Istanbuler IHD-Büros und erklärte, dass die durch die Verfassung und das universelle Rechtssystem garantierten Rechte in der Türkei keine Gültigkeit haben. Zur Geschichte von Taşkaya sagte sie: „Der 42-jährige Hüseyin Taşkaya war Vater von vier Kindern und lebte in Sêwrek. Der Bezirk stand in den neunziger Jahren vollständig unter der Herrschaft des Bucak-Clans. Es fanden schwere Rechtsverletzungen statt. Hüseyin Taşkaya war Bauunternehmer und eine angesehene Persönlichkeit in seinem Umfeld. Er geriet ins Visier der Sicherheitskräfte und des Bucak-Clans, weil er diese Rechtsverletzungen anprangerte. Am 6. Dezember 1993 wurde er beim Verlassen des Hauses seines Onkels in Sêwrek von Soldaten, Polizisten und sogenannten Dorfschützern des Bucak-Clans festgenommen. An der Festnahme beteiligt war ein Konvoi aus 30 Fahrzeugen, der von dem Unteroffizier Ahmet Şentürk, Kommandant der örtlichen Militärpolizei, befehligt wurde. Die Familie von Hüseyin Taşkaya fragte bei der Militärpolizei, der Polizeidirektion, der Staatsanwaltschaft und dem Gouverneur nach seinem Verbleib. Das Militär behauptete, er sei von der Polizei weggebracht worden. Die Polizei hingegen sagte: ‚Bei uns ist er nicht, fragt Sedat Bucak.‘ Der damalige DYP-Abgeordnete, Clan- und Dorfschützerchef Sedat Bucak wiederum behauptete, Hüseyin Taşkaya sei dem Staat übergeben worden. Die Staatsanwaltschaft stellte in Frage, dass eine Festnahme überhaupt stattgefunden habe. Das Verfahren wurde eingestellt. Alle Anträge der Familie verliefen ergebnislos. Seitdem wird Hüseyin Taşkaya vermisst.“
Auf der Kundgebung meldeten sich auch die Frau und die Tochter des Vermissten zu Wort. Die Tochter Serpil Taşkaya hat als Neunjährige damit begonnen, nach ihrem Vater zu suchen.