Politischer Gefangener Cemal Tanhan auf Intensivstation

Cemal Tanhan, seit 29 Jahren politischer Gefangener in der Türkei, ist wegen akuter Verschlechterung seines Gesundheitszustands ins Krankenhaus eingeliefert worden. Seine Tochter fordert die Freilassung des 68-Jährigen.

Der politische Gefangene Cemal Tanhan ist wegen akuter Verschlechterung seines Gesundheitszustandes aus der Vollzugsanstalt in das staatliche Krankenhaus in Bolu eingeliefert worden. Der 68-Jährige ist wegen vermeintlicher Separatismusbestrebungen zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe verurteilt und befindet sich seit 29 Jahren in türkischen Gefängnissen. Von seiner Verlegung erfuhr seine Tochter Ayşe Tanhan durch einen Anruf im Gefängnis. Weil ihr Vater schwer krank ist, hatte sie in den vergangenen Tagen mehrfach in der Verwaltung angerufen. Heute wurde ihr mitgeteilt, dass Tanhan wegen Atemnot ins Krankenhaus gebracht wurde und in intensivmedizinischer Behandlung ist.

Ayşe Tanhan fordert, dass ihr Vater aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands freigelassen wird. „Mein Vater wird sonst sterben. Er muss sofort entlassen und unter passenden Umständen medizinisch behandelt werden. Als Familie sind wir bereit, alles zu tun, damit er behandelt werden kann. Ich appelliere an die Öffentlichkeit und an die Verantwortlichen: Lasst meinen Vater nicht sterben“, so Ayşe Tanhan.

Cemal Tanhan ist nach seiner Festnahme gefoltert worden, die Folgen dauern bis heute an. Er hat Bewusstseinsstörungen und weiß manchmal nicht, wo er sich befindet. In den 29 Jahren seiner Gefangenschaft hat er sich multiple Erkrankungen zugezogen und leidet unter anderem unter einem Lungenödem, Diabetes, erhöhtem Blutdruck, Herzschwäche, Bandscheibenproblemen, Entzündungen in den Beinen und Hörverlust. Er ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Laut einem gerichtsmedizinischen Gutachten von April muss Tanhan stationär kardiologisch behandelt werden. Gleichzeitig stuft das Gerichtsmedizinische Institut Istanbul Cemal Tanhan in dem Gutachten als haftfähig ein.