Leben von schwerkrankem politischen Gefangenen in Gefahr
Der schwerkranke politische Gefangene Ismail Tanboğa wiegt nur noch 30 Kilogramm. Der 23-Jährige leidet an fortgeschrittenem Magenkrebs.
Der schwerkranke politische Gefangene Ismail Tanboğa wiegt nur noch 30 Kilogramm. Der 23-Jährige leidet an fortgeschrittenem Magenkrebs.
Ismail Tanboğa ist einer der politischen Gefangenen in der Türkei, die lebensbedrohlich erkrankt sind. Seine Mutter fordert, endlich etwas zu unternehmen, bevor es zu spät sei. Tanboğa befindet sich auf der Liste der schwerkranken Gefangenen des Menschenrechtsvereins IHD. Der 23-Jährige ist seit 2015 inhaftiert und befindet sich momentan im T-Typ-Gefängnis Diyarbakır (ku. Amed). Er leidet aufgrund seiner fortgeschrittenen Magenkrebserkrankung unter extremem Gewichtsverlust.
Tanboğa war 2015 im Alter von 16 Jahren während der Ausgangssperre in Cizîr (tr. Cizre) in der Provinz Şirnex (Şırnak) festgenommen und unter dem Vorwurf der „vorsätzlichen Tötung“ inhaftiert worden. Damals zerstörte die türkische Armee kurdische Städte mit Panzern und schwerer Artillerie, während die Jugendbewegung versuchte, die Orte zu schützen. Tanboğa wurde zu einer vierfachen verschärften lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Der politische Gefangene wird von Tag zu Tag schwächer. Er kann aufgrund seiner multiplen Erkrankungen nur noch Säuglingsnahrung zu sich nehmen. Seine Mitgefangenen pflegen ihn. Er ist offensichtlich haftunfähig. Das zeigt auch sein Gewichtsverlust von 60 auf nun 30 Kilogramm. Aufgrund seines Zustands ist er diesen Monat bereits drei Mal ins Krankenhaus eingeliefert worden. Er wird jedoch, wie viele andere schwer kranke politische Gefangene, nicht für haftunfähig erklärt.
„Mein Sohn war noch ein Kind, als er festgenommen wurde“
Zuletzt konnte seine Mutter Kumriye Tanboğa ihren Sohn im Krankenhaus besuchen. Sie bezeichnete seinen Zustand als „ausgezehrt“. Sie macht sich große Sorgen um ihn und sagt: „Sie haben ihn diesen Monat drei Wochen lang im Krankenhaus behandelt. Es gibt keine Fortschritte bei seiner Behandlung. Mein Sohn wird mit Säuglingsnahrung ernährt. Auf diese Weise deckt er seit drei bis vier Jahren seinen Nährstoffbedarf. Mein Sohn war noch ein Kind, als er verhaftet wurde. Der Zustand meines Sohnes wird von Tag zu Tag schlimmer. Ich möchte, dass er freigelassen wird. Wir wollen Gerechtigkeit. Hat dieser Staat denn kein Gewissen? Mein Sohn wog 60 Kilogramm, jetzt wiegt er nur noch 30 Kilo. Ist das Gerechtigkeit? Sie sollen meinen Sohn freilassen, und ich werde mich um ihn kümmern.“
Kumriye Tanboğa warnte, dass jeder Tag für ihren Sohn kritisch sei: „Die Gefängnisverwaltung hat mich vor einer Woche angerufen und mir gesagt, dass sie meinen Sohn ins Krankenhaus gebracht haben. Nachdem ich diese Nachricht erhalten hatte, bin ich sofort nach Amed gereist. Mein Sohn sitzt in einer Zelle für drei Personen. Er wird von seinen Freunden versorgt. Ohne die Hilfe der Freunde wäre er schon längst gestorben. Mein Sohn wurde diesen Monat drei Mal ins Krankenhaus eingeliefert. Beim ersten Mal war er zwei Tage im Krankenhaus, beim zweiten Mal eine Woche und beim dritten Mal zwei Wochen. Jeden Tag sitze ich vor dem Telefon; ich warte auf Nachrichten von meinem Sohn. Ich habe seit zwei Tagen nichts mehr von ihm gehört. Ich habe das Gefühl, als ob ich in dieser Zeit gestorben wäre.“
„Tut etwas, bevor es zu spät ist“
Sie appellierte: „Menschenrechtsorganisationen sollten sich so schnell wie möglich nach der Situation meines Sohnes erkundigen. Sie sollten seine Stimme erhören, bevor es zu spät ist. Seit wie vielen Jahren ist man nicht in der Lage, die Krankheit meines Sohnes zu diagnostizieren. Jedes Mal sagen sie uns: ‚Es ist alles in Ordnung mit ihm.‘ Wenn alles in Ordnung ist, warum verschwindet mein Sohn dann vor meinen Augen?“