Italienische Küstenwache setzt „Sea-Eye 4” fest

Erneut hat die italienische Küstenwache ein Rettungsschiff der Regensburger Organisation „Sea-Eye” festgesetzt. Als Grund wird unter anderem angeführt, dass zu viele Menschen gerettet wurden.

Italienische Behörden haben ein Schiff der deutschen Seenotrettungsorganisation „Sea-Eye” im Hafen der sizilianischen Stadt Palermo festgesetzt. Man wisse nicht, für wie lange die „Sea-Eye 4” dort bleiben müsse, sagte Gorden Isler, Vorsitzender und Sprecher der Organisation, die in Regensburg sitzt. Als Grund hätten die Behörden unter anderem angeführt, dass zu viele Menschen transportiert wurden. Die Sea-Eye 4 ist bereits das vierte Rettungsschiff unter deutscher Flagge, das von Italien festgesetzt worden ist.

„Im Prinzip geht es immer wieder darum, dass argumentiert wird, die deutschen Rettungsschiffe würden regelmäßig zu viele Menschen vor dem Ertrinken retten und für diesen humanitären Zweck falsch zertifiziert sein“, so Isler. Im Bericht der italienischen Küstenwache heiße es: „Die große Anzahl der geborgenen Personen, die über die durch das genannte Zertifikat erlaubte Anzahl hinausgeht, stellt eine ernste Gefahr für das Schiff und die Besatzung dar.“

Insgesamt hätten die Inspekteur:innen während einer mehrstündigen Kontrolle zehn Gründe für die Festsetzung angeführt. Dass der Kapitän der Sea-Eye 4 gegen Artikel 98 des Seerechtsübereinkommens verstoßen haben soll, indem er zu viele Menschen gerettet habe, erscheine als Grund grotesk. „Artikel 98 beschreibt jedoch die explizite Pflicht der Flaggenstaaten seine Kapitän:innen zur Seenotrettung zu verpflichten”, erklärte Isler. Das Problem für Sea-Eye ist, dass es unter der deutschen Flagge die von den italienischen Behörden verlangte Rettungsschiff-Klassifizierung gar nicht gibt. „Unser Kapitän ist der Pflicht zur Seenotrettung vorbildlich nachgekommen. Er hat Seenotfälle gesehen und eine sichere Rettung durchgeführt. Daran können sich die EU-Staaten ein Beispiel nehmen“, sagte Isler.

Ernennung der Sea-Eye-4-Crew zu Ehrenbürger:innen von Palermo | Foto: Guillaume Duez

Crew von Sea-Eye 4 zu Ehrenbürger:innen von Palermo ernannt

Erst am Freitag hatte der Bürgermeister Palermos, Leoluca Orlando, die Crew der Sea-Eye 4 für ihr Engagement zu Ehrenbürger:innen der Stadt ernannt. Das Schiff führte im Mai seine erste Rettungsmission im Mittelmeer durch und rettete 408 Menschenleben, darunter 150 Kinder. Die geretteten Menschen durften, nachdem die Sea-Eye 4 mehrere Tage einen sicheren Hafen gesucht hatte, am 21. und 22. Mai in Pozzallo auf Sizilien an Land gehen. Sea-Eye kritisierte, dass die italienischen Behörden das Rettungsschiff und die Geflüchteten auf der Suche nach einem sicheren Hafen und bei der Ausschiffung behinderten und schikanierten.