Sea-Eye 4: Über 400 Gerettete gehen in Pozzallo an Land

Das Rettungsschiff „Sea-Eye 4“ ist am Freitag in den Hafen von Pozzallo eingelaufen. Kurz darauf durften die ersten der 400 geretteten Menschen, darunter 150 Kinder, das Schiff verlassen.

Das Rettungsschiff „Sea-Eye 4“ ist am Freitag in den Hafen von Pozzallo eingelaufen. Kurz darauf durften die ersten der 400 geretteten Menschen, darunter 150 Kinder, das Schiff verlassen. Die Ausschiffung sei von rassistischen Kommentaren der behördlichen Einsatzkräfte vor Ort begleitet worden, so Einsatzleiter Jan Ribbeck. „Hier werden keine verhältnismäßigen und menschenwürdigen Maßnahmen ergriffen. Einem acht Monate alten Baby und Kleinkindern wurden unter Schreien Nasenabstriche abgenommen“, heißt es in einer Mitteilung der Regensburger Rettungsorganisation Sea-Eye e.V.

Die Sea-Eye 4 hatte zwischen Freitag und Montag in sechs Rettungseinsätzen im Mittelmeer über 400 Menschen aus hochseeuntauglichen Booten gerettet. Der UNHCR berichtete, dass die sogenannte libysche Küstenwache währenddessen insgesamt 650 Menschen davon abgehalten habe, das Bürgerkriegsland Libyen zu verlassen.

Malta weist Schiff ab

Anfang der Woche bat die Crew der Sea-Eye 4 um einen sicheren Hafen. Erst zwei Tage später reagierten die italienischen Behörden und wiesen dem Schiff den Hafen Pozzallo auf Sizilien zu. Zu der Zeit befand sich die Sea-Eye 4 etliche Seemeilen entfernt auf der anderen Seite der Mittelmeerinsel direkt vor dem Hafen von Palermo. Palermos Bürgermeister, Leoluca Orlando, hatte zuvor eine Einladung an die geretteten Menschen und die Crew ausgesprochen, in seinem Hafen an Land zu gehen. Malta hatte bereits am Dienstag abgelehnt, den geretteten Menschen einen sicheren Hafen zu bieten

Kritik von Sea-Eye: EU-Staaten behandeln Schutzsuchende zunehmend brutaler

„Durch die Wahl des Ausschiffungshafens Pozzallo mussten sehr viele Menschen zwei weitere Nächte auf den Stahlböden der Sea-Eye 4 schlafen. Die EU-Staaten behandeln Schutzsuchende zunehmend brutaler und schikanieren jene, die ihnen helfen wollen“, kritisiert Gordon Isler, Vorsitzender von Sea-Eye. „Es ist einfach entsetzlich, dass spanische Soldaten Geflüchtete zurück ins Wasser prügeln und italienische Abgeordnete das im Kontext unserer Situation feiern, um den gleichen Umgang mit unseren Geretteten vorzuschlagen. Statt Fluchtursachen zu bekämpfen, greifen staatliche Akteure selbst flüchtende Menschen an. Wenn die EU weiter in diese Richtung kippt, dann können wir die Genfer Flüchtlingskonvention endgültig abschreiben“, so Isler. Die Zuweisung des sicheren Hafens sei erfolgt, nachdem ein junger Mann aufgrund eines schweren Herzleidens durch die italienische Küstenwache von der Sea-Eye 4 evakuiert werden musste.

Versagen der EU-Staaten

Die Menschen bräuchten nun ein sicheres Umfeld und Zugang zu medizinischer Versorgung, fordert Sea-Eye. „Die letzten sieben Tage unserer Rettungsmission haben wieder einmal ganz deutlich das Versagen der EU-Staaten gezeigt. Regelmäßig ertrinken Menschen auf ihrer Flucht und Tausende werden in die Bürgerkriegshölle Libyens zwangsweise zurückgeführt. An die Einhaltung der Menschenrechte scheint in den Regierungen Europas niemand mehr zu denken“, sagte Gorden Isler.