Iranischer Rapper zum Tode verurteilt

Der Rapper Toomaj Salehi ist in Iran wegen seiner Unterstützung für die Proteste nach dem Tod von Jina Mahsa Amini zum Tode verurteilt worden.

Jin Jiyan Azadî

Der Rapper Toomaj Salehi ist in Iran wegen seiner Unterstützung für die Proteste nach dem Tod von Jina Mahsa Amini zum Tode verurteilt worden. Ein Revolutionsgericht in Isfahan verurteilte den 33-Jährigen wegen „Korruption auf Erden“, berichtete die Zeitung „Shargh“ am Mittwoch unter Berufung auf Salehis Verteidiger Amir Raesian. Das Gericht habe den Künstler der „Anstiftung zum Aufruhr, Versammlung und Verschwörung, Propaganda gegen das System und Aufruf zu Unruhen“ beschuldigt. Der Anwalt kündigte laut der Zeitung an, Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen zu wollen.

Salehi war erstmals im Herbst 2022 festgenommen worden, nachdem er sich in regimekritischen Songtexten mit der „Jin, Jiyan, Azadî“-Revolution solidarisierte, die sich am staatlichen Femizid an Jina Mahsa Amini entzündet hatte. Die 22-jährige Kurdin war im September 2022 in Gewahrsam der berüchtigten Sittenpolizei gewaltsam zu Tode gekommen. Die daraufhin landesweit ausgebrochenen Demonstrationen waren die heftigsten seit Jahrzehnten. Salehi beteiligte sich an den Protesten.

Im Juli vergangenen Jahres wurde Salehi deshalb zu sechs Jahren Haft verurteilt, kam dann aber nach mehr als einem Jahr Gefängnis auf Kaution frei. Nachdem er in sozialen Medien auf die menschenunwürdigen Haftbedingungen und Folter an Gefangenen, einschließlich ihm selbst, aufmerksam gemacht hatte, landete er erneut vor Gericht. Anfang Januar wurde Salehi schließlich zu einem Jahr Haft und zwei Jahren Umerziehungskurs verurteilt. Dieses Urteil ist nun offenbar zur Todesstrafe hochgestuft worden.

Während den Protesten nach Jina Mahsa Aminis Tod ging vor allem die junge Generation über Monate hinweg gegen die repressive Politik der islamistischen Mullah-Führung auf die Straße, Frauen standen an vorderster Front. Der Staatsapparat ließ die Demonstrationen gewaltsam niederschlagen; mehr als 550 Menschen starben, über 22.000 festgenommen und mindestens neun Demonstranten wurden laut Menschenrechtsorganisationen hingerichtet. 2023 wurde Jina Mahsa Amini vom EU-Parlament posthum mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit ausgezeichnet.