Die Regensburger Seenotrettungsorganisation Sea-Eye hat nach eigenen Angaben innerhalb von 72 Stunden 114 Menschen aus drei hochseeuntauglichen Kunststoffbooten gerettet. Wie die Organisation am Samstag mitteilte, fanden alle Rettungen durch die „Sea-Eye-4“ in internationalen Gewässern zwischen Malta und Kreta statt. Alle Überlebenden hätten angegeben, aus der libyschen Region um Bengasi geflohen und bis zu fünf Tage unterwegs gewesen zu sein.
„Die Menschen waren Meer und Sonne mehrere Tage schutzlos ausgeliefert. Dehydrierung, Hitze und tagelang unbehandelte Vorerkrankungen wie Diabetes können dann schnell zu einer lebensgefährlichen Situation führen“, erklärte Sea-Eye-Einsatzleiter Jan Ribbeck. Sie hätten großes Glück, dass sie von der Crew des Rettungsschiffs gefunden wurden und nun im Bordhospital der „Sea Eye 4“ versorgt werden.
„Das Seegebiet zwischen Malta und Kreta ist besonders gefährlich für schutzsuchende Menschen. Sie sind oft viele Tage auf See unterwegs. Was dann passieren kann, zeigte uns das große Unglück vor Pylos vom 14. Juni 2023, bei dem viele hundert Menschen ertrunken sind“, sagte Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler. Die Einsatzleitung der Organisation habe deshalb bewusst entschieden, dass die „Sea-Eye 4“ auf ihrer dritten Mission des Jahres in genau diesem Seegebiet eingesetzt werden soll.
„Man muss sich immer wieder klarmachen, dass wir hier eine Lücke füllen, die von staatlichen Akteuren bewusst offengelassen wird, um die Zahl der Ankünfte von Flüchtenden in Europa zu reduzieren. Es braucht hier sofort ein Umdenken, denn die Zahl der Todesopfer steigt und steigt. Es braucht eine groß angelegte Marine-Operation der EU, die das eindeutige Mandat hat, so viele Menschenleben zu retten wie nur möglich“, sagt Isler weiter. Die „Sea-Eye-4“ halte nun Kurs auf Malta, allerdings noch ohne Genehmigung zum Anlaufen eines Hafens. Eine Antwort aus der maltesischen Rettungsleitstelle stehe noch aus.
Titelbild: Nathan Akehurst | Sea Eye