Während die EU ihre weitere Abschottung und Grenzlager beschlossen hat, sterben erneut unzählige Menschen vor der griechischen Küste. Ein Boot mit Hunderten Schutzsuchenden an Bord sank am Mittwoch etwa 80 Kilometer südlich der auf der Peleponnes gelegenen Stadt Pylos in Griechenland. Die Zahl der Menschen auf dem mutmaßlich aus Libyen aufgebrochenen Boot wird auf 400 bis 750 geschätzt. 79 Leichen wurden bisher geborgen, 104 Menschen konnten gerettet werden, die übrigen werden vermisst. Es besteht praktisch keine Hoffnung auf weitere Überlebende. Nach Angaben griechischer Behörden kamen die meisten der Schutzsuchenden aus Ägypten, Syrien und Pakistan. Die 104 Überlebenden sollen in ein Lager in der Nähe von Athen gebracht werden.
Behörden wussten von überfülltem Schiff, halfen aber nicht
Die Initiative Alarm-Phone teilte am späten Dienstag mit, Alarmmeldungen von Personen an Bord eines in Seenot geratenen Schiffes vor Griechenland erhalten zu haben, wobei der Kontakt danach nur noch schwer möglich gewesen sei. Alarm Phone berichtete: „Wir befürchten, dass Hunderte von Menschen ertrunken sind. Am 13. Juni 2023 hatten wir nach Hilferufen der Insass:innen die griechische Küstenwache um 16.53 Uhr MESZ bezüglich dieses Boots in Seenot alarmiert. Die griechischen Behörden, Berichten zufolge auch Italien und Malta, waren bereits einige Stunden zuvor alarmiert worden. Die griechischen und anderen europäischen Behörden wussten also sehr wohl von diesem überfüllten und seeuntüchtigen Schiff. Eine Rettungsaktion wurde nicht eingeleitet. In den frühen Morgenstunden des 14. Juni 2023 kenterte das Schiff.“ Alarm Phone informierte lange vor dem Unglück am späten Dienstagnachmittag die griechischen Behörden, Frontex und die griechische Abteilung des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR.
Auswärtiges Amt blockiert Gelder für Seenotrettung
Die IOM (Internationale Organisation für Migration) hat in diesem Jahr, ohne die aktuellen Opfer einzurechnen, bereits 1166 bei der Überfahrt über das Mittelmeer verstorbene Schutzsuchende registriert. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Statt sichere Fluchtwege zu schaffen, schottet sich die EU immer weiter ab und schränkt die Seenotrettung ein. Auch die Bundesregierung hält Hilfe für die zivile Seenotrettung trotz anderem Beschluss zurück. Das Außenministerium blockiert mutmaßlich aus Rücksicht auf die neofaschistische italienische Regierung Millionenzahlungen für den Betrieb von Rettungsschiffen. Es ist von einer „politischen Vorgabe“ die Rede, keine Rettungsschiffe zu finanzieren. Der Verein SOS Humanity warnte auf Twitter: „(...) ohne ausreichend Spenden bis zum 15. Juli werden wir unsere Einsätze anschließend nicht fortführen können.“