Seit einem Monat sind politische Gefangene in der Türkei im wechselseitigen Hungerstreik. Sie fordern die Aufhebung der Isolation Abdullah Öcalans und des Konzepts ihrer physischen, psychischen und politischen Vernichtung.
In der Türkei wird aktuell viel über Nacktdurchsuchungen in Polizeigewahrsam debattiert. Diese entwürdigende Praxis ist auch in Gefängnissen zur Norm geworden und nimmt ein immer größeres Ausmaß an. Wie Umut Savaş Koçyiğit mitteilt, werden die Gefangenen in der Strafvollzugsanstalt Rize-Kalkandere sogar nackt durchsucht, wenn sie telefonieren wollen.
Das berichtete Koçyiğit seinen Angehörigen in einem Telefonat. Er ist seit vier Jahren Haft im Gefängnis. Da Besuche aufgrund der Pandemie eingeschränkt worden sind, haben die Gefangenen nur noch das Recht auf telefonischen Kontakt zu ihren Familien. Die Rechtsverletzungen in den Gefängnissen haben seit Beginn der Pandemie eine neue Dimension angenommen. Die Pandemie-Vorkehrungen betreffen jedoch nur die Rechte der Gefangenen, das Gefängnispersonal nimmt keine Rücksicht auf die Ansteckungsgefahr.
Laut Koçyiğit dringt das Wachpersonal in Kalkandere mehrmals am Tag in den Zellentrakt ein, um Zählungen durchzuführen. Bücher werden den Gefangenen nicht ausgehändigt. Die Gefangenen haben sich aufgrund der Rechtsverletzungen – einschließlich der Nacktdurchsuchungen – an das Justizministerium gewandt, jedoch keine Antwort erhalten.
Umut Savaş Koçyiğit teilte seinen Angehörigen telefonisch mit, dass den Gefangenen gar nichts anderes als Widerstand übrig bleibt. Der Hungerstreik werde daher fortgesetzt. Sein Vater Ali Koçyiğit ist entsetzt. Er geht davon aus, dass die Nacktdurchsuchungen als Machtdemonstration gerade jetzt absichtlich praktiziert werden, weil das Thema in der Öffentlichkeit diskutiert wird. „Die Gefangenen erleben eine Isolation innerhalb der Isolation. So wie sie drinnen Widerstand leisten, werden wir das für sie auch draußen tun“, sagt Ali Koçyiğit.