Politischer Gefangener bei Nacktdurchsuchung misshandelt

Der politische Gefangene Tarik Kar ist in der Vollzugsanstalt Kandira in der Westtürkei in einen Hungerstreik getreten, weil er zu einer Nacktdurchsuchung gezwungen und misshandelt wurde.

In der Türkei ist eine Debatte um Nacktdurchsuchungen von Gefangenen entbrannt. Der HDP-Abgeordnete Ömer Faruk Gergerlioğlu hat das Thema im Parlament zur Sprache gebracht und ist daraufhin wegen Verleumdung angezeigt worden. Die stellvertretende AKP-Fraktionsvorsitzende Özlem Zengin behauptete sogar, in der Türkei würde es „so etwas wie Nacktdurchsuchungen“ nicht geben.

Unterdessen ist ein weiterer Fall eines Gefangenen bekannt geworden, der sich gegen eine Nacktdurchsuchung gewehrt hat und deshalb vom Wachpersonal misshandelt wurde. Bei dem Gefangenen handelt es sich um Tarik Kar. Er wurde am 16. Dezember aus Amed (türk. Diyarbakir) nach Kandira in der Westtürkei verlegt. Was er dort erlebte, berichtete er Familienangehörigen in einem Telefonat.

Die Angehörigen teilen mit, dass Kar unter diversen Erkrankungen leidet. Vom Amtsarzt in Amed hat er deshalb Medikamente erhalten. Bei der Überführung nach Kandira wurden die Medikamente von der dortigen Vollzugsleitung mit der Begründung einbehalten, dass dafür keine Attest vorliege. „Bei der Überführung in ein anderes Gefängnis besteht ja gar keine Möglichkeit, sich draußen irgendwo Medikamente zu besorgen. Trotzdem werden sie ihm nicht ausgehändigt“, erklärt ein Familienmitglied.

Die Familie berichtet außerdem, dass Kar in Kandira für zwei Wochen in Quarantäne bleiben muss. Bei der Aufnahme in Kandira ist er vom Wachpersonal geschlagen worden, weil er eine Nacktdurchsuchung abgelehnt hat. Neben den Medikamenten sind noch weitere persönliche Gegenstände einbehalten worden. Tarik Kar ist deshalb in einen Hungerstreik getreten.