Der HDP-Angeordnete Ömer Faruk Gergerlioğlu hat Strafanzeige gegen den Polizeichef der türkischen Provinz Uşak erstattet. Der Politiker sieht sich übler Nachrede und Verleumdung ausgesetzt, teilte sein Rechtsanwalt Bişar Abdi Alınak am Freitag mit. Hintergrund ist der Konflikt um entwürdigende Nacktdurchsuchungen auf Polizeirevieren in Uşak, die Gergerlioğlu publik gemacht hatte. Seitdem befindet er sich im Fokus einer staatlich orchestrierten Diffamierungskampagne.
Ömer Faruk Gergerlioğlu war bis zu seiner Wahl zum Parlamentsabgeordneten praktizierender Arzt. Als Menschenrechtsaktivist hat er sich insbesondere im Kampf gegen die Unterdrückung und unrechtmäßige Behandlung von Minderheiten und benachteiligten Gruppen einen Namen gemacht. Im September trug er die vollständige Entblößung von dreißig Frauen aus Uşak ins türkische Parlament, die im Zuge einer Polizeioperation gegen vermeintliche Mitglieder der als FETÖ („Fethullahistische Terrororganisation”) in der Türkei verfolgten Bewegung des Predigers Fethullah Gülen festgenommen und in Gewahrsam einer Nacktdurchsuchung unterzogen worden waren.
Wegen seinem Vorstoß, die menschenrechtsverletzende Praxis in Polizeigewahrsam zu rügen, wurde Gergerlioğlu von der Gouverneurin von Uşak, dem Polizeichef sowie der gesamten Belegschaft der Sicherheitsbehörde angezeigt. Gegenüber der Presse wurde der Politiker als „Verräter“, „Blutvergießer“ und „Terrorist“ bezeichnet. Dem Leiter der Polizeibehörde wirft Gergerlioğlu zudem noch Amtsmissbrauch und versuchte Justizbeeinflussung vor. Gegen den HDP-Abgeordneten laufen etliche politisch motivierte Verfahren. Bei der Verfassungskommission des türkischen Parlaments liegen zudem Dutzende Anträge zur Aufhebung seiner Immunität.