Hungerstreik im Hochsicherheitsgefängnis Tekirdağ

Im Hochsicherheitsgefängnis Tekirdağ sind acht politische Gefangene aus Protest gegen ihre „lebensbedrohlichen Haftbedingungen“ in einen Hungerstreik getreten. Bei der Einrichtung handelt es sich um jene, in der Vedat Erkmen angeblich Suizid beging.

Im Hochsicherheitsgefängnis der nordwesttürkischen Hafenstadt Tekirdağ befinden sich acht politische Gefangene aus Protest gegen ihre Haftbedingungen in einem Hungerstreik. Fünf von ihnen verweigern bereits seit dem 17. Januar die Nahrungsaufnahme, nun haben sich drei weitere Gefangene der Aktion angeschlossen. Wie die Insassen über ihre Familien mitteilen, würden sie in Haft „lebensbedrohlichen Zuständen“ ausgesetzt.

Bei dem F-Typ-Gefängnis von Tekirdağ handelt es sich um jene Vollzugsanstalt, in der Vedat Erkmen angeblich Suizid begangen haben soll. Der politische Gefangene war am 19. Dezember 2021 schwer verletzt in seiner Zelle aufgefunden worden und auf dem Weg in ein Krankenhaus gestorben. Nur zwei Tage vorher hatte er seine Familie bei einem Telefonat aufgefordert, unbedingt den nächsten Besuchstermin wahrzunehmen und eine Anzeige gegen die Gefängnisleitung zu erstatten. Zuvor war Erkmen „zu seiner Sicherheit“ in Einzelhaft verlegt worden. Seine Angehörigen und Mitgefangene gehen davon aus, dass der Kurde zu Tode gefoltert wurde.

Bei den Gefangenen, die im Gefängnis von Tekirdağ im Hungerstreik sind, handelt es sich um Mehmet Süleyman Ucakan, Turhan İlbaş, Hüseyin Karadaş, Habib Güler, Ahmet Arif Yöyler, Şahabetin Öğüt sowie zwei namentlich bisher nicht bekannte Insassen der Haftanstalt. Sie sprechen von unzumutbaren Zuständen in dem Gefängnis, in dem der Alltag geprägt sei durch willkürliche Zugriffe, Racheakte, Folter und anderer Qualen. Die Zellen würden überfallartig durchsucht, hinzu kämen entwürdigende Nacktdurchsuchungen und die Beschlagnahme persönlicher Gegenstände. Darüber hinaus würden Dinge wie Salz, Zucker und Zitronen, die bei Hungerstreiks lebensnotwendig sind, den Gefangenen verweigert.

PKK-Gefangener nach Folter weiter in Bunkerhaft

Derweil befindet sich Yasin Eneç offenbar noch immer in Bunkerhaft. Der PKK-Gefangene, der ebenfalls in Tekirdağ einsitzt, war am Tag des Todes von Vedat Erkmen von Wärtern und Soldaten so massiv zusammengeschlagen worden, dass er durch die Gewalteinwirkungen mehrere Schädelfrakturen erlitt. Nach der Tortur wurde er zwar in ein Krankenhaus verlegt, jedoch bald darauf wieder zurück in die Vollzugsanstalt gebracht. Statt in seine reguläre Zelle steckte man ihn jedoch in eine Einzelzelle.