Gefangene in Maraş werden dem Tod überlassen

In den Gefängnissen der Türkei hat sich die Dosis der Repression erhöht. Aktuell werden aus der Strafvollzugsanstalt in Maraş willkürliche Menschenrechtsverletzungen gemeldet. Unter anderem erhalten die Gefangenen kein Essen.

Das türkische Regime dreht die Repressionsschraube gegen die politischen Gefangenen weiter an. Hatte sich die ohnehin schon prekäre Situation mit der Corona-Pandemie dramatisch verschlechtert, wird neben der gesundheitlichen nun auch die Versorgung mit Lebensmitteln weiter reduziert.

Im Gefängnis in Maraş-Türkoğlu (kurd. Gurgum-Kirdoxlî) findet aktuell keine Essensausgabe mehr statt. Das teilte der politische Gefangene Ahmet Nas bei einem Telefonat seinen Angehörigen mit. Nas, der neben der türkischen auch die schwedische Staatsbürgerschaft besitzt, äußerte nach Angaben seiner Familie, dass das Gefängnispersonal vor zwei Wochen damit begann, nur sechs der insgesamt zwölf Gefangenen seiner Gemeinschaftszelle mit Essen zu versorgen. Zeitgleich seien auch an anderen Stellen willkürliche Rechtsverletzungen zu beobachten gewesen. Beispielsweise sei auf Betreiben der Anstaltsleitung die Lüftung der Zelle – es handele sich lediglich um ein kleines Fenster – geschlossen worden. Auf Beschwerdebriefe erhielten die Gefangenen aber keine Reaktion. „Sie scheinen uns dem Tod überlassen zu haben“, wird Ahmet Nas zitiert.

Auch Briefe und Gegenstände, die Familien ihren inhaftierten Angehörigen schickten, würden nicht ausgehändigt werden, teilte Nas mit. Nas habe an seine Familie appelliert, sich an internationale Menschenrechtsorganisationen zu wenden, um der Stimme der Gefangenen Gehör zu verleihen.