Kamran Kazemi, ein 38-jähriger Kurde aus Kirmaşan (Kermanschah) in Ostkurdistan, starb in den letzten Wochen unter verdächtigen Umständen in der Haftanstalt der Kriminalpolizei in Ûrmiye (Urmia), meldete die Menschenrechtsorganisation Kurdistan Human Rights Network (KHRN) am Dienstag. Während Polizeibeamte seinen Suizid behaupten, berichten Mitgefangene, er sei von Beamten zu Tode gefoltert worden.
Familie telefonisch über „Suizid“ informiert
Kazemi war laut KHRN Mitte Januar unter dem Vorwurf des „Diebstahls“ aus dem Haus von Peyman Khanzadeh, dem Leiter des Zentralgefängnisses von Ûrmiye, festgenommen worden.
Er wurde dem Bericht zufolge zunächst in die Haftanstalt der Kriminalpolizei in Ûrmiye verbracht, nach einigen Tagen in die Quarantänestation verlegt und nach etwa einer Woche wieder in das Polizeigefängnis zurück gebracht.
Die iranischen Behörden sollen seiner Familie zu einem späteren Zeitpunkt telefonisch mitgeteilt haben, er sei durch „Selbstmord“ ums Lebens gekommen, nachdem er in der Haft etliche Tabletten eingenommen hätte. Andere Gefangene, die zur gleichen Zeit inhaftiert waren, gaben jedoch an, dass er an den Folgen der Folter durch Polizeibeamte gestorben sei.
Tod durch Folter in Haft
Tod durch Folter wäre kein Einzelfall im iranischen Gefängnissystem: Jedes Jahr wird eine nicht bezifferbare Anzahl von Personen, die von iranischen Polizeiermittlungseinheiten aufgrund nichtpolitischer Anschuldigungen festgenommen wurden, in Haftanstalten im ganzen Land gefoltert. Es wird auch berichtet, dass mehrere Gefangene in den entsprechenden Gefängnissen gestorben sind, aber Informationen über solche Fälle werden aufgrund von Drohungen und Druck seitens der Behörden nur selten veröffentlicht.
Das Zentralgefängnis von Ûrmiye
Das Ûrmiye-Gefängnis ist eine dieser berüchtigten Haftanstalten. Anfang März diesen Jahres wandte sich das Center for Human Rights in Iran (CHRI) mit einem dringenden Aufruf an die UN. Die Menschenrechtsorganisation warnte eindringlich vor der katastrophalen Situation im iranischen Zentralgefängnis Ûrmiye. Dort sei es zuvor innerhalb von zwei Wochen zu zwei Suiziden und zwei Selbstverbrennungen gekommen. Außerdem steige die Zahl der Hinrichtungen in der Anstalt seit Anfang des Jahres stark an. In diesem Bezug verweist die Organisation darauf, dass Minderheiten hiervon überproportional betroffen seien. Mehr als 800 Inhaftierte fanden in dem Schreiben des CHRI ihren Widerhall, in dem die Absetzung des Gefängnisdirektors Peyman Khanzadeh gefordert wird.
Foto © Kurdistan Human Rights Network