Doch kein Suizid: Muhammed Emir an Corona gestorben

Der in der Türkei inhaftierte Muhammed Emir aus Efrîn ist an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Sicherheitsbehörden hatten zuvor behauptet, er habe sich das Leben genommen.

Der in der Türkei inhaftierte Kurde Muhammed Emir aus Nordsyrien ist an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben. Das berichtet die Nachrichtenagentur Mezopotamya Ajansı (MA), die sich dabei auf Angaben von Angehörigen eines Mitgefangenen des 57-Jährigen beruft. Emir war am vergangenen Freitag in der nordkurdischen Provinz Gurgum (türk. Maraş) verstorben, nachdem er mit Corona-Symptomen aus dem E-Typ-Gefängnis im Kreis Elbistan in ein Krankenhaus verlegt wurde. Sicherheitsbehörden hatten nach seinem Tod behauptet, er habe sich das Leben genommen, und seine Beisetzung auf einem Friedhof für Namenlose im westtürkischen Istanbul angeordnet.

Die Beisetzung Emirs fand offenbar noch nicht statt, da es Hinweise darauf gibt, dass die Leiche des Mannes im rechtsmedizinischen Institut Istanbul aufbewahrt wird. Am Montag wurde zudem bekannt, dass in der Vollzugsanstalt Elbistan mindestens 35 weitere Insassen positiv auf das Coronavirus getestet worden seien. Das teilte der ebenfalls aus Nordsyrien stammende und in Elbistan inhaftierte Gefangene Idris Hesen seiner Familie bei einem Telefonat mit. Allen erkrankten Gefangenen soll es „äußerst schlecht“ gehen.

Mittlerweile sind auch die Gründe für die Inhaftierung Emirs in der Türkei bekannt. Anders als zunächst berichtet, wurde der 1963 in Efrîn geborene Kurde nicht erst im Verlauf der türkischen Invasion im Frühjahr 2018 in die Türkei verschleppt. Nach Angaben seines Bruders Ednan Xelîl Emir, der seit der Besatzung Efrîns in Fafîn bei Şehba lebt, befand sich Emir seit 1993 in türkischer Haft. „Muhammed hatte sich 1989 der PKK angeschlossen und geriet vier Jahre später verletzt in Gefangenschaft. Danach wurde er in der Türkei zu lebenslanger Haft verurteilt.“ Wäre Emir noch am Leben, hätte er seine Freiheitsstrafe im März 2023 abgesessen.

Ednan Xelîl Emir fordert unterdessen die Überführung des Leichnams aus der Türkei nach Nordsyrien. „Über dreißig Jahre haben wir uns nicht gesehen, jetzt ist mein Bruder tot. Sie sollen uns seinen Körper geben, damit wir ihn nach Jahren in türkischen Kerkern wenigstens in seiner Heimat begraben können.“ Ob die türkischen Behörden die Leiche Muhammed Emirs zur Bestattung in Rojava freigeben, ist eher unwahrscheinlich.