Kurdischer Gefangener in der Türkei
Abdulkadir Kuday ist im R-Typ-Gefängnis Metris in Istanbul verstorben. Wie sein Bruder Salih Kuday mitteilte, starb er am Mittwochmorgen. Die Angehörigen haben sich auf den Weg gemacht, um den Leichnam abzuholen.
Abdulkadir Kuday war seit zehn Jahren im Gefängnis und schwer krank. Der 1972 geborene Kurde litt unter anderem an Amyotropher Lateralsklerose (ALS), einer Krankheit, die zu zunehmenden Lähmungen und Krämpfen führt. Der Vater von vier Kinder war im Zusammenhang mit Protesten in Qoser (tr. Kızıltepe) gegen den IS-Angriff auf Kobanê im Jahr 2014 zu einer verschärften lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Er war auf einen Rollstuhl angewiesen und teilte sich in der Rehabilitationshaftanstalt Metris eine Zelle mit Ergin Aktaş, der durch eine Explosion beide Hände verloren hat.
Bereits 2021 hatte ein Arzt in einem Bericht festgestellt, dass Kuday „im Gefängnis nicht überleben“ kann. Dennoch ihm Haftfähigkeit bescheinigt und er wurde nach Metris verlegt. Danach verlor er weitgehend die Fähigkeit zu sprechen und wurde bettlägerig. Die Vollzugsstaatsanwaltschaft begründete die Verweigerung seiner mehrfach beantragten Entlassung mit der Behauptung, er sei weiterhin „gefährlich für die Gesellschaft“. Kuday musste zuletzt beatmet werden.
Sein Rechtsanwalt Tahir Demirci hatte ihn zuletzt am 17. September besucht und erneut seine sofortige Freilassung gefordert. Es sei jederzeit mit einer schlechten Nachricht zu rechnen, warnte der Anwalt vor zwei Wochen.
Die Verurteilung zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe ohne Aussicht auf Entlassung war vom Kassationsgerichtshof bestätigt worden. Kuday wurde ohne konkrete Beweise in einem zweifelhaften Gerichtsverfahren des Mordes und der versuchten Zerstörung der Staates beschuldigt. Der Fall war weiterhin vor dem Verfassungsgericht anhängig. Bei den Protesten in Qoser waren zwei IS-Anhänger ums Leben gekommen. Salih Kuday sagte, dass sein Bruder nachweislich nichts mit dem Vorfall zu tun hatte.
Abdulkadir Kudays Sohn Seyit Rıza Kuday (Dijwar Baran) ist 2017 bei der Verteidigung der Revolution in Rojava gefallen.