ÖHD: Cemal Tanhan wegen Lungenembolie im Krankenhaus

Der Verband ÖHD hat die Ursache des verschlechterten Zustandes des politischen Gefangenen Cemal Tanhan bekanntgegeben. Demnach erlitt der 68-Jährige im Gefängnis von Bolu eine Lungenembolie. Seine Rechtsvertretung hat erneut eine Haftentlassung beantragt.

Die Juristenvereinigung ÖHD hat die Ursache des verschlechterten Zustandes des politischen Gefangenen Cemal Tanhan bekanntgegeben. Demnach erlitt der 68-Jährige im Gefängnis von Bolu eine Lungenembolie. Dies habe sein Rechtsanwalt Şükrü Alpsoy vom staatlichen Krankenhause in der Provinz im Norden der Türkei, in das Tanhan nach einem Kreislaufzusammenbruch am Dienstag eingewiesen worden war, erfahren. „Um eine optimale Versorgung zu gewährleisten, hat der Chefarzt der Klinik Izzet Baysal den Transport unseres Mandanten in ein besser ausgestattetes Krankenhaus in Eskişehir veranlasst“, teilte Alpsoy mit. Der ÖHD rechne damit, dass die Überweisung Tanhans dorthin noch am Donnerstag passiert.

Seit 29 Jahren in türkischen Gefängnissen

Cemal Tanhan sitzt seit knapp drei Jahrzehnten im Gefängnis, seit 2006 im Hochsicherheitsgefängnis Bolu. Er wurde 1994 in Izmir verhaftet und wegen vermeintlicher Separatismusbestrebungen zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe verurteilt. Tanhan leidet an diversen Erkrankungen, darunter einem Lungenödem, Diabetes, erhöhtem Blutdruck und Herzschwäche sowie unter Bandscheibenproblemen, Entzündungen in den Beinen und Hörverlust – die Spätfolgen von schwerer Folter, die er nach seiner Festnahme erlitten hat. Eigentlich müsste der 68-Jährige, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, stationär kardiologisch behandelt werden. Zu diesem Schluss kam das Istanbuler Institut für Rechtsmedizin im vergangenen April. Dass es dazu bislang nicht gekommen ist, liegt allerdings daran, dass die Einrichtung Tanhan in einem entsprechenden Gutachten trotzdem als haftfähig einstuft.

Was ist eine Lungenembolie?

Eine Lungenembolie (Lungenarterienembolie) entsteht, wenn ein Blutgerinnsel ein oder mehrere Lungengefäße verstopft. Das Gerinnsel stammt meist aus den Venen des Beines oder Beckens und wird über das Herz in die Lungenarterie eingeschwemmt. Durch diesen Thrombus wird ein Teil der Lunge nicht mehr ausreichend durchblutet und mit Sauerstoff versorgt – die Patient:innen bekommen plötzlich keine Luft mehr, der Kreislauf bricht zusammen. Außerdem staut sich das Blut zwischen Herz und Lunge. Damit droht eine Überlastung des Herzens und Herzversagen. Die Überlebenschancen hängen davon ab, wie ausgeprägt die Lungenembolie ist. Am ungünstigsten ist eine beidseitige Lungenembolie.

Haftentlassung beantragt

Derweil hat Rechtsanwalt Şükrü Alpsoy bei der für das Gefängnis Bolu zuständigen Staatsanwaltschaft die Haftentlassung Tanhans beantragt. „Der ÖHD fordert, dass die Restfreiheitsstrafe unseres Mandanten wegen offensichtlicher Haftunfähigkeit außer Vollzug gesetzt wird.“ Wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist, ist noch unklar.