KON-MED-Kongress beschließt neue Agenda

Auf ihrem Kongress hat sich KON-MED eine Agenda mit zehn Punkten für die kommende Zeit gesetzt. Diese umfassen neben verstärkten diplomatischen Bemühungen, den Ausbau der eigenen Organisationsstrukturen sowie Maßnahmen zur Förderung der Muttersprache.

Vierter ordentlicher Kongress der Deutschland-Konföderation

Der vierte ordentliche Kongress der Konföderation der Gemeinschaften Kurdistans in Deutschland e.V. (KON-MED) am 22. Juni war Ali Haydar Kaytan und Rıza Altun gewidmet, zwei führenden Persönlichkeiten der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die bei türkischen Luftangriffen ums Leben kamen.

Der Kongress in Bergisch Gladbach brachte Hunderte von Delegierten und Gäst:innen zusammen. Zu den Teilnehmenden gehörten der Politiker Siamand Moini vom Exekutivrat der Partei für ein freies Leben in Kurdistan (PJAK), der ehemalige Pfarrer Hans Mörtter sowie Heiner Kockerbeck, Kölner Ratsherr der Partei Die Linke. Unter dem Kongressmotto „Mit der Freiheit von Abdullah Öcalan hin zu einer freien Gesellschaft“ wurden vergangene Arbeiten ausgewertet und künftige Schritte geplant.

Mit Selbstorganisation gegen Assimilation

Der Konföderation gehören derzeit fünf Verbände, 46 Räte, 16 Kommunen und 15 Komitees an. In Deutschland liegt ihre Mitgliederzahl bei 5.344, was angesichts der rund zwei Millionen in Deutschland lebenden Kurd:innen, als zu niedrig bewertet wurde. Als konkretes Ziel setzte sich der Kongress, diese Zahl auf mindestens 30.000 zu erhöhen.

In der Abschlusserklärung heißt es zum Hintergrund dieser Entscheidung: „Unser Volk, das durch den physischen und kulturellen Völkermord in seiner Heimat ins Exil gezwungen wurde, ist nun selbst in den Ländern, in die es migriert ist, ernsthaften Bedrohungen und Risiken ausgesetzt. Der Bedarf an Organisation und institutioneller Strukturierung wächst, insbesondere in anderen Ländern wie Deutschland, damit unser Volk seine Identität und die historischen Werte, die es ausmachen, bewahren kann.“

Verstärkung diplomatischer Bemühungen

Während des Kongresses wurden auch diskriminierende und antidemokratische Praktiken sowie ungerechte Gesetze erörtert, denen die kurdische Bevölkerung durch die Zusammenarbeit zwischen dem deutschen und dem türkischen Staat weiterhin ausgesetzt ist.

Dieser Problematik möchte sich die Konföderation in der kommenden Zeit verstärkt widmen: „Um dieser Ungerechtigkeit ein Ende zu setzen und die Hindernisse für ein gleichberechtigtes und gerechtes gesellschaftliches Leben zu beseitigen, müssen die Bemühungen zur Lösung aller Probleme mit dem deutschen Staat im Dialog verstärkt werden. Diplomatische und rechtliche Bemühungen müssen aktiver und sichtbarer werden, um die notwendige Zusammenarbeit zu gewährleisten.“

Selbstbestimmung und Muttersprache

Auch angesichts alltäglicher Probleme und dringender gesellschaftlicher Bedürfnisse in der Diaspora wurden Lösungsansätze diskutiert. Der Schwerpunkt lag hierbei auf dem Bedarf an Organisation und Entwicklung von Instrumenten zur Selbstbestimmung – von Bildung und Gesundheit bis hin zur Wirtschaft.

Insbesondere die Rolle der Muttersprache ist in diesem Zusammenhang betrachtet worden. Diese existenzsichernde Aufgabe könne „nicht allein durch begrenzte Kurdischkurse in Gemeindezentren gedeckt werden“. Der Kongress will sich daher für die Anerkennung der kurdischen Sprache in allen Bereichen einsetzen und erreichen, dass sie offiziell an Schulen unterrichtet wird.

Ko-Vorsitzende für neue Amtszeit gewählt

Nachdem sich auf der Versammlung gemeinsam ein umfassendes Bild der Lage erarbeitet, und Diskussionen mit Kritiken und Vorschlägen abgeschlossen worden waren, wurden die neuen Mitglieder und Ko-Vorsitzenden von KON-MED gewählt.

Ruken Akça und Kerem Gök wurden als Ko-Vorsitzende wiedergewählt. Zusätzlich wurden 21 Mitglieder, darunter Ko-Vorsitzende der Verbände sowie Vertreter:innen für administrative und soziale Aufgabenbereiche, Rechtsfragen sowie Diplomatie einstimmig in den Vorstand gewählt.

Verabschiedete Resolutionen

Der Kongress legte abschließend eine zehn Punkte umfassende Agenda für seine neue Amtszeit fest.

1. Aktive Wahrnehmung gesetzlicher und demokratischer Rechte, Sensibilisierung der Öffentlichkeit und gemeinsame Anstrengungen mit zivilgesellschaftlichen Organisationen.

2. Aktiver Kampf gegen die Kriminalisierungspolitik der deutschen Regierung; Forderung nach der sofortigen Freilassung aller inhaftierten kurdischen Politiker:innen, insbesondere des ehemaligen Ko-Vorsitzenden des Kongresses der demokratischen Gemeinschaften Kurdistans in Europa (KCDK-E), Yüksel Koç.

3. Bekenntnis zur Leitlinie der Aktivitäten unter dem Motto „Mit der Freiheit von Abdullah Öcalan hin zu einer freien Gesellschaft“.

4. Wahrung des Grundsatzes, dass Kurd:innen in allen vier Teilen Kurdistans frei, gleichberechtigt und friedlich an der Seite der Völker und Glaubensrichtungen leben müssen, mit denen sie ihr Land teilen, und Einsatz und Anstrengung für die Verwirklichung dieser Ziele.

5. Bekenntnis zu demokratischen und friedlichen Methoden im Kampf für den Aufbau einer demokratischen, ökologischen und frauenbefreiten Gesellschaft.

6. Verstärkte Bemühungen zur Unterstützung und Förderung des muttersprachlichen Unterrichts kurdischer Kinder an deutschen Schulen und Einführung von Kurdischkursen in allen Dialekten in allen Gemeindezentren.

7. Die Kampagne zur Mitgliedergewinnung zu einem zentralen Schwerpunkt der Organisationsarbeit machen.

8. Entwicklung von Film-, Theater- und Literaturprojekten in allen Ratsstrukturen, um die Entwicklung der kurdischen Kultur zu fördern.

9. Jugendliche ermutigen, sich für kollektive Organisation statt für destruktive Gewohnheiten und entfremdende Lebensstile zu entscheiden, insbesondere durch die Förderung der Teilnahme an verschiedenen Sportarten.

10. Austausch von Bildungs-, Gesundheits- und Wirtschaftsprojekten und -ideen mit relevanten Institutionen und Medien in Deutschland, um einen Beitrag zu unserer Gesellschaft zu leisten.