99 Schutzsuchende gerettet – zehn Leichen geborgen

Das MSF-Seenotrettungsschiff Geo Barents konnte 99 Schutzsuchende aus dem Mittelmeer retten. Für zehn Menschen kam jede Hilfe zu spät und es konnten nur noch ihre Leichen geborgen werden.

Das Rettungsschiff „Geo Barants“ der Hilfsorganisation MSF (Ärzte ohne Grenzen) konnte am Mittwoch 99 Schutzsuchende aus einem Boot etwa 30 Kilometer vor der libyschen Küste retten. Am Boden des überfüllten Schiffs wurden zehn Leichen gefunden. Nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen befinden sich damit derzeit 152 Männer, 34 Frauen und 61 Minderjährige an Bord. Die Geretteten stammen aus verschiedenen Ländern, darunter Guinea, Nigeria, Elfenbeinküste, Somalia und Syrien.

Während der Rettungsaktion mussten einige Menschen aus dem Wasser gezogen werden, da sich das Boot massiv zur Seite neigte, als die verzweifelten Schutzsuchenden versuchten, auf die Rettungsplattform zu gelangen.

„Letzte Nacht hat die Geo Barents die dritte Rettung in weniger als 24 Stunden durchgeführt“, erklärte Dr. Claudia Lodesani, Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen Italien, in einem von der Organisation veröffentlichten Video-Statement. „99 Menschen wurden gerettet, und leider haben wir zehn Tote auf dem Boden des Bootes gefunden“, so Lodesani weiter.

Angehörige der Toten an Bord

Fulvia Conte, die stellvertretende Such- und Rettungskoordinatorin an Bord der Geo Barents, sagte, dass die Besatzung „mindestens zwei Stunden brauchte, um die Toten auf die Geo Barents zu bringen, damit sie ein würdiges Begräbnis bekommen, wenn das Schiff anlegt und die Geretteten von Bord gehen können“. Angehörige und Freund:innen einiger Todesopfer seien ebenfalls an Bord der Geo Barents, fügte Conte hinzu und erklärte, die Besatzung sei „schockiert und empört“ über das Geschehene.

Boot leckte bereits

In einer Pressemitteilung von Ärzte ohne Grenzen heißt es, dass das Boot bereits leckte, als die Geo Barents es entdeckte und mit der Rettung begann. Die Schutzsuchenden hatten die Initiative „Alarm Phone“ angerufen, als die ersten an Bord zusammengebrochen waren. Die Überlebenden berichteten MSF, dass die Verstorbenen „mehr als 13 Stunden lang am Boden des Bootes eingeklemmt waren und Dämpfe eingeatmet haben“. Ärzte ohne Grenzen vermutet, dass sie erstickt sind.

Diese Toten wären absolut vermeidbar gewesen“

„Diese zehn Todesfälle wären absolut vermeidbar gewesen“, erklärte Lodesani vor der Kamera, „wenn es nur Politiker und den politischen Willen dazu gäbe. Es ist nicht hinnehmbar, dass im Jahr 2021 immer noch mehr als 1.200 Menschen auf der Mittelmeerroute seit Beginn dieses Jahres gestorben sind.“ Lodesani sagte, die „Gleichgültigkeit der Behörden, die nichts tun, um diese Todesfälle zu verhindern“ sei das „Inakzeptabelste“. Auf Twitter schrieb Lodesani, dass es sich bei den Toten um „Menschen in Gefahr, Menschen, die um Hoffnung kämpften, Menschen, die eine Familie hatten, die sich auf sie verließ, um zu überleben, Menschen, die lachten, die weinten, die lernten, die arbeiteten ... Menschen wie wir, Menschen, die hätten überleben sollen“ gehandelt habe.

Foto: Candida Lobes via @MSF_Sea