700 Schutzsuchende nach Libyen zurückgeschleppt

Mindestens fünf Menschen, unter ihnen ein Kind, ertranken am Wochenende vor der libyschen Küste. 700 Schutzsuchende wurde von der sogenannten libyschen Küstenwache abgefangen und in den libyschen Lagerhorror zurückgeschleppt.

Die Zahl der Menschen, welche die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer wagen, steigt rapide an. Nach Angaben von Safa Msehli von der UN-Agentur für Migration IOM, wurden allein am Sonntag mehr als 700 Schutzsuchende von der sogenannten libyschen Küstenwache zurückgeschleppt. Mindestens fünf Personen, unter ihnen ein Kind, starben, als ihr mit 45 Personen besetztes Boot kenterte. 40 Überlebende konnten von Fischern gerettet werden.

Unterdessen wurden neun weitere Boote mit mehr als 700 Menschen an Bord am Sonntag von der libyschen Küstenwache abgefangen. Msehli sagte, dass die Migranten in sogenannte Haftzentren gebracht wurden.

Insgesamt wurden in diesem Jahr mindestens 7.000 Schutzsuchende von der libyschen Küstenwache auf dem Mittelmeer abgefangen und in den meisten Fällen inhaftiert. Schutzsuchende werden sowohl in „staatliche“ als auch in private Haftanstalten in Libyen gebracht. Dies geht auch aus Berichten der Bundesregierung hervor. Die Bedingungen in den „staatlichen“ Haftanstalten für Schutzsuchende sind nur wenig besser als in den „privaten“. Die Verhältnisse dort wurden von deutschen Diplomaten als „KZ-ähnlich“ charakterisiert. Hunger, Krankheiten, extralegale Hinrichtungen, Folter und systematische Gewalt bis hin zur Versklavung herrschen in diesen Lagern vor. Dennoch unterstützt die Bundesregierung weiterhin den Kurs, die libysche Küstenwache zu stärken, damit weniger Schutzsuchende Europa erreichen.