32 Menschen im Mittelmeer vor dem Ertrinken gerettet
Der norddeutsche Reeder und Kapitän des Handelsschiffes KARINA ruft SEA-EYE 4 vor Libyen zur Hilfe. 32 Menschen konnten im Mittelmeer gerettet werden.
Der norddeutsche Reeder und Kapitän des Handelsschiffes KARINA ruft SEA-EYE 4 vor Libyen zur Hilfe. 32 Menschen konnten im Mittelmeer gerettet werden.
Die Crew des Handelsschiffes KARINA rettete unter der Schiffsführung des ukrainischen Kapitäns Vasyl Maksymenko am Montagnachmittag, 28. März, 32 flüchtende Menschen in den internationalen Gewässern vor Libyen vor dem Ertrinken. Das Handelsschiff der norddeutschen Klingenberg Bereederungs- & Befrachtungs GmbH & Co. KG aus Ellerbek war auf dem Weg von Malta nach Benghazi, als es von der Hilfsorganisation Alarm Phone auf den Seenotfall aufmerksam gemacht worden war. „Das Boot drohte zu kentern. Die Menschen hätten das nicht überlebt. Der Wellengang erreichte inzwischen vier Meter. Aus eigener Kraft hätten sie nirgends mehr ankommen können“, sagt Vasyl Maksymenko, Kapitän der KARINA.
Die SEA-EYE 4 war zu diesem Zeitpunkt rund 50 Stunden von dem Notfall entfernt und konnte keine Soforthilfe leisten. Das Rettungsschiff und die Einsatzleitung der Seenotretter:innen waren jedoch zusammen mit zahlreichen staatlichen und anderen nichtstaatlichen Akteuren in die Korrespondenz zu dem Seenotfall eingebunden. Aufgrund des dramatischen Schriftwechsels kontaktierte die SEA-EYE 4 das Handelsschiff KARINA und bot Unterstützung an. Gleichzeitig kontaktierte die Einsatzleitung der SEA-EYE 4 die Reederei der KARINA, um Hilfsbereitschaft zu signalisieren.
Reederei und Kapitän der KARINA bittet SEA-EYE 4 um Hilfe
Reeder Thies Klingenberg war sich nach Angaben von SEA-EYE der schwierigen Situation sofort bewusst. „Es ist nicht das erste Mal, dass wir Menschen aus dem Mittelmeer retten. Unsere Schiffe sind jedoch nicht für die Verpflegung und die medizinische Behandlung von Schiffbrüchigen geeignet“, sagt Klingenberg. Am Montagnachmittag baten die Reederei und Kapitän Maksymenko die SEA-EYE 4 um Hilfe. „Der Flaggenstaat von KARINA, Antigua und Barbuda, hat die Genfer Flüchtlingskonvention unterzeichnet“, schrieb Kapitän Maksymenko an die SEA-EYE 4. Man müsse die Menschen an einen sicheren Ort bringen. „Ein sicherer Ort ist ein Ort, an dem das Leben der Überlebenden nicht bedroht ist und an dem ihre grundlegenden menschlichen Bedarfe abgedeckt werden können. Dabei ist der Schutz ihrer Grundrechte zu berücksichtigen: Für Flüchtende bedeutet das, dass sie nicht in ein Kriegsgebiet zurückgewiesen werden dürfen. Dies verbietet, flüchtende Menschen nach Libyen zurückzubringen!“, fährt Maksymenko fort.
SEA-EYE 4 übernimmt 32 Überlebende
Die KARINA und die SEA-EYE 4 vereinbarten einen Treffpunkt und begegneten sich am Dienstagmittag, rund 55 nautische Meilen von der libyschen Küste entfernt. Ein Ärzteteam und der Einsatzleiter der SEA-EYE 4 betraten die KARINA, um die Situation einzuschätzen. Die flüchtenden Menschen harrten nach eigenen Angaben mindestens drei Tage auf ihrem Holzboot aus. Deshalb werden derzeit einige der geretteten Menschen wegen Unterkühlung und Dehydrierung im Bordhospital behandelt. Die Kapitäne beider Schiffe bewerteten die Situation so, dass die SEA-EYE 4 das geeignetere und sicherere Schiff für die 32 Überlebenden ist. Daraufhin willigte die Sea-Eye-Einsatzleitung ein, die geretteten Menschen zu übernehmen.
„Wir haben genügend Proviant, Unterkünfte und ein Bordhospital, sodass wir eine solche Anzahl von Menschen für eine kurze Zeit sicher an Bord nehmen können“, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e.V. So verfügt die SEA-EYE 4 über eine sogenannte Rescue Notation von ihrer Klassifizierungsgesellschaft und die italienische Küstenwache bestätigte der SEA-EYE 4 nach technischen Anpassungen im Sommer 2021 die Eignung, kurzzeitig bis zu 200 Menschen versorgen zu können, wenn anschließend ein sicherer Hafen zur Ausschiffung Überlebender angesteuert wird.
SEA-EYE 4 will Malta ansteuern
Die SEA-EYE 4 wird in den nächsten Stunden Malta ansteuern. „Malta ist der nächstgelegene EU-Mitgliedsstaat. Wir werden dort um einen Ausschiffungshafen bitten“, so Isler. Allerdings hat Malta seine Häfen für die Ausschiffung von aus Seenot geretteten Menschen seit einigen Jahren geschlossen. Zuletzt durften Sea-Eye-Schiffe im Sommer 2019 gerettete Menschen auf Malta in Sicherheit bringen. Seither wurde die maltesische Politik gegenüber flüchtenden Menschen immer abwehrender. „Wir werden nun sehen, ob Malta die Genfer Flüchtlingskonvention genauso wichtig ist wie dem ukrainischen Kapitän Maksymenko, der eine völkerrechtswidrige Zurückweisung in ein Kriegsgebiet verhinderte“, sagt Isler weiter.