UN: Mindestens 70 Schutzsuchende vor libyscher Küste ertrunken

In den vergangenen zwei Wochen sind mindestens 70 Schutzsuchende vor der libyschen Küste verschollen und vermutlich ertrunken, teilte die UN-Migrationsbehörde IOM mit.

Am Donnerstag teilte die UN-Migrationsbehörde IOM mit, dass in den vergangenen zwei Wochen mindestens 70 Schutzsuchende vor der libyschen Küste im Meer verschollen sind. Es bestehe kaum Hoffnung auf Überlebende. „Ich bin entsetzt über den anhaltenden Verlust von Menschenleben im zentralen Mittelmeer und das Fehlen von Maßnahmen zur Bewältigung dieser anhaltenden Tragödie", erklärt Federico Soda, Libyen-Missionsleiter der IOM. Für das Fehlen entsprechender Maßnahmen ist die EU direkt verantwortlich.

Die staatliche Seenotrettung wurde praktisch eingestellt und private Seenotrettungs-NGOs werden systematisch an der Rettung von Schutzsuchenden gehindert. Stattdessen wurde eine libysche Bürgerkriegsmiliz mit besten Kontakten zur organisierten Kriminalität zu einer sogenannten „libyschen Küstenwache“ von der EU hochgerüstet. Seither steigen die Zahlen der Toten im Mittelmeer und auf der Atlantikroute an. Erst am 12. März war vor Tobruk ein Boot mit 25 Schutzsuchenden gekentert, dabei kamen 18 Schutzsuchende ums Leben. Nach Angaben des IOM-Projekts „Missing Migrants“ steigt mit dem jüngsten Vorfall die Gesamtzahl der im zentralen Mittelmeer tot oder vermisst gemeldeten Schutzsuchenden in diesem Jahr auf 215. Die Dunkelziffer liegt auch laut IOM weit höher, da nur ein Bruchteil der Todesfälle überhaupt registriert wird.

Die in diesem Jahr verheerendste Havarie fand am 27. Februar vor Sabratah statt. Es gab keine Überlebenden. 15 Leichen, die eines Babys eingeschlossen, wurden in den folgenden Tagen angeschwemmt. Etwa 35 Schutzsuchende werden weiterhin vermisst. Die UN-Migrationsbehörde betont, dass diese „tragischen Vorfälle“ häufig auf den ungleichen Zugang zu legaler und sicherer Mobilität zurückzuführen sind. Die IOM fordert „dringend sichere, geordnete und reguläre Migrationswege”.

Titelbild: SOS Mediterranee/ Anthony Jea