YSP-Abgeordnete besuchen belagertes Dorf

Die YSP-Abgeordneten Newroz Uysal Aslan und Mehmet Zeki Irmez haben das von türkischen Militärs belagerte Dorf Bana in der nordkurdischen Provinz Şirnex besucht. Die Kinder können nicht mehr zur Schule gehen, auf den Feldern vertrocknet der Reis.

Im Landkreis Basa (tr. Güçlükonak) in Şirnex sind vom Provinzgouverneur fünf Regionen für zunächst zwei Wochen zu militärischem Sperrgebiet erklärt worden. Betroffen davon ist auch das Dorf Bana (Ormaniçi), das seit zwei Monaten von der türkischen Armee belagert wird. Die YSP-Abgeordneten Newroz Uysal Aslan und Mehmet Zeki Irmez haben das Dorf am Freitag zusammen mit Lokalpolitiker:innen der DBP und HDP besucht. Die Gruppe wurde am Ortseingang zunächst für eine halbe Stunde an einem Militärposten aufgehalten und einer Identitätskontrolle unterzogen. Danach wurden sie von Dorfbewohner:innen begrüßt. Während des Aufenthalts der Parlamentarier:innen in dem Dorf wurden sie permanent von Militärs verfolgt.

Gespräch mit Dorfbewohner:innen

Die Dorfbewohner:innen berichteten gegenüber den Abgeordneten: „Seit einem Monat gibt es an beiden Seiten des Dorfes Kontrollen beim Zutritt und Verlassen. Uns wird erlaubt, unseren Garten zwischen 10 und 16 Uhr zu bewässern. Für die Genehmigung müssen wir unsere Ausweise bei den Soldaten lassen. Seit gestern Abend ist jedoch ein vollständiges Verbot ausgesprochen worden. Wir können nicht einmal unsere Tiere weiden lassen. Deshalb mussten wir unsere Herde wegbringen. Wir haben sie in ein anderes Dorf geschickt. Auf dem Feld haben wir Reis gepflanzt, die Anpflanzung muss ständig bewässert werden. Wenn das Feld drei Tage lang nicht bewässert wird, ist es vorbei. Das würde bedeuten, dass unsere ganze Arbeit für die Tonne war. Unsere Kinder können nicht zur Schule gehen. Normalerweise fahren sie mit einem Schulbus nach Basa, aber seit das Verbot ausgesprochen wurde, geht das nicht mehr. Die Busse dürfen nicht mehr fahren. Unser Dorf ist früher bereits niedergebrannt worden, aber wir haben es trotzdem nicht verlassen. Auch wenn sie es wieder tun, werden wir nicht gehen. Wir sind seit Jahren von derartigen Maßnahmen betroffen. Wenn man sich nicht an das Verbot hält, riskiert man sein Leben. Wenn beispielsweise ein Schaf verloren geht, können wir es nicht suchen. Wenn man die von ihnen gezogene Grenze überquert, drohen sie damit, einen zu erschießen.“

Ganze Landstriche von der Außenwelt abgeschnitten

Bana ist in den 1990er Jahren zweimal vom türkischen Staat niedergebrannt und entvölkert worden. Auch in den vergangenen Jahren kam es wiederholt zu monatelangen Militärbelagerungen. In der Provinz Şirnex sind Ende August 14 Regionen zu Sperrgebieten erklärt worden. Die Zivilbevölkerung darf die Gebiete weder betreten noch ihre Dörfer in den betroffenen Gebieten verlassen. Die Schaffung dieser „Sondersicherheitszonen“ ist Teil einer größeren Entwicklung, bei der militärische Sperrgebiete in verschiedenen Teilen von Nordkurdistan eingerichtet werden. Dadurch werden ganze Landstriche von der Außenwelt abgeschnitten und unterliegen der Kontrolle und Willkür des Militärs. Diese Maßnahmen führen zu einer erheblichen Belastung für die kurdische Landbevölkerung und erhöhen den Druck auf die Bewohnerinnen und Bewohner, die betroffenen Gebiete zu verlassen.