YPS bekennen sich zu Anschlägen von Cizîr
Die Organisation der zivilen Verteidigungseinheiten (YPS) hat sich zu den teils tödlichen Anschlägen auf zwei Dorfschützerführer in Cizîr bekannt.
Die Organisation der zivilen Verteidigungseinheiten (YPS) hat sich zu den teils tödlichen Anschlägen auf zwei Dorfschützerführer in Cizîr bekannt.
Die Organisation der zivilen Verteidigungseinheiten (Yekîneyên Parastina Sivîl, YPS) hat sich zu den Anschlägen auf zwei Dorfschützerführer in der nordkurdischen Stadt Cizîr bekannt. Es handele sich um Personen, die in Cizîr „für die Interessen des AKP/MHP-Faschismus eintreten“ und „die Errungenschaften des kurdischen Volkes und seiner Befreiungsbewegung ins Visier nehmen“, heißt es in einer Stellungnahme der YPS-Koordination.
Bei den Paramilitärs handelt es sich um Emin Nergiz und Tahir Güven. Letzterer war am vergangenen Samstag in Cizîr erschossen worden. Zu Lebzeiten führte Güven den AKP-treuen Stamm der Memanî an. Als paramilitärischer Dorfschützerverband in Cizîr und Umgebung diente er zusammen mit seinen Stammesmitgliedern jahrelang der türkischen Armee bei Einsätzen gegen die Guerilla. Auch kurz vor seinem Tod habe er die sogenannte Aufstandsbekämpfung des Staates in Kurdistan „mit Leib und Seele“ als Teil der Kontra-Strukturen in der Region unterstützt, so die YPS.
Der Dorfschützerkommandant Emin Nergiz war bereits in der Nacht zum 17. November bei einem Bombenanschlag verletzt worden. Der Paramilitär war gerade dabei, in Cizîr aus seinem Fahrzeug auszusteigen, als eine Handgranate auf ihn geworfen wurde. Die YPS werfen Nergiz vor, für Übergriffe auf die Bevölkerung verantwortlich und an „unzähligen Morden unbekannter Täter“ beteiligt gewesen zu sein. Darüber hinaus sei er in mehreren Fällen in den Tod von Kämpferinnen und Kämpfern der Guerilla verwickelt.
„Als YPS und YPS-Jin weisen wir darauf hin, dass die für das faschistische Regime aktiven Verräter und Kollaborateure, die sich Verbrechen am kurdischen Volk und seiner Guerilla schuldig machen, dauerhaft im Visier unserer Kräfte sind. Früher oder später werden sie von uns bestraft werden. Zu jedem Augenblick spüren sie den Atem der kurdischen Jugend in ihrem Nacken“, so die YPS-Koordination.
Was sind Dorfschützer?
Dorfschützer sind paramilitärische Einheiten, die in Kurdistan gegen die Guerilla und unliebsame Oppositionelle eingesetzt werden. Sie bestehen zu einem beträchtlichen Teil aus Stammesführern, Großgrundbesitzern, Familien und Einzelpersonen, die oft seit Jahrzehnten mit dem Staat zusammenarbeiten und versuchen, in Kurdistan für die Interessen des Staates einzutreten. Ein Teil der Dorfschützer tritt diesem System freiwillig bei, andere werden mit Mord, Verhaftung und Vertreibung bedroht und müssen unter Druck Dorfschützer werden. Als historisches Vorbild der Dorfschützer gelten die Hamidiye-Regimenter im Osmanischen Reich. Das heutige Dorfschützersystem ist 1985 entstanden, ein Jahr nach dem Auftakt des bewaffneten Kampfes der Arbeiterpartei Kurdistans. Damals begann die türkische Regierung unter Turgut Özal damit, kurdische Stämme und Clans im Krieg gegen die PKK anzuwerben und zu bewaffnen. Tausende kurdische Dörfer, die das Dorfschützersystem ablehnten, wurden in den 1990er Jahren vom Staat niedergebrannt und dem Erdboden gleichgemacht.