In der nordkurdischen Provinz Şirnex ist ein tödlicher Anschlag auf den Stammesführer Tahir Güven verübt worden. Der Vorfall ereignete sich am Samstagabend in der Kreisstadt Cizîr. Güven, der Chef des Meman-Stammes ist, wurde nach Schussgeräuschen von Anwohnenden im Wohnviertel Cûdî blutüberströmt in seinem Fahrzeug vorgefunden. Die hinzugerufenen Rettungskräfte brachten den Mann zwar umgehend in ein Krankenhaus, wo nur noch sein Tod festgestellt werden konnte.

Derweil hat die Polizei das Viertel Cûdî weiträumig abgesperrt und Ermittlungen eingeleitet. Hinweise auf den oder die Täter sowie das Motiv liegen noch nicht vor. Bisher hat sich auch noch niemand zu dem Anschlag bekannt.

Der Stammesverband Meman, den Tahir Güven anführte, gilt als AKP-treu. Cihan Güven, ein Bruder des Getöteten, war eine Zeitlang der Vorsitzende des Kreisverbands von Recep Tayyip Erdogangs Regierungspartei in Cizîr. Noch bis vor zehn Jahren waren die Memanî auch als paramilitärischer Dorfschützerverband in Cizîr und Umgebung aktiv. Nach einem kurzzeitigen und medienwirksam inszenierten Eintritt eines Großteils der Stammesmitglieder in die kurdische Partei BDP, Vorgängerin der HDP-Schwesterpartei DBP, im Jahr 2011, folgte nur wenige Monate danach der Austritt mit dem Ziel der AKP-Reihen.

Zweiter Anschlag in Cizîr

Mit dem Angriff auf Tahir Güven ereigneten sich in Cizîr gleich zwei Anschläge binnen weniger Wochen. In der Nacht auf den 17. November war in der Kreisstadt bereits ein Attentat auf den Dorfschützerkommandanten Emin Nergiz verübt worden. Der Paramilitär, der durch Übergriffe auf die Bevölkerung bekannt geworden ist, war gerade dabei, aus seinem Fahrzeug auszusteigen, als eine Handgranate auf ihn geworfen wurde und ihn verletzte. Keine zwei Wochen nach dem Vorfall wurden drei Männer im Zusammenhang mit dem Anschlag unter dem Vorwurf „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ verhaftet.