„Wir müssen den Feind bewegungsunfähig machen“

Die YJA-Star-Kommandantin Hêzil Özgür erklärt an die Guerillakämpfer:innen im Widerstand gegen die türkische Invasion gerichtet: „Wenn die Freund:innen ihre Fähigkeiten richtig einsetzen, dann können wir den Feind hier schlagen.“

In einer Funkansprache richtet sich Hêzil Özgür, eine der Kommandantinnen der Frauenguerilla YJA Star, an die Kämpfer:innen in den Frontstellungen gegen die türkische Invasion in den Medya-Verteidigungsgebieten.

Der Feind steht unter Schock“

„Der Invasionsangriff dauert mittlerweile seit 26 Tagen an“, erklärt Hêzil Özgür. „Am 14. April begann die Invasion mit massiven Luftangriffen auf das ganze Gebiet. Wir betrachten diesen Tag als Beginn der Invasion. Der türkische Staat vertraute auf seine Technik und versuchte im Erstschlag, unsere Gebiete unter Kontrolle zu bekommen. Aber so lief es nicht. Also musste der Verteidigungsminister eine Erklärung abgeben und es so aussehen lassen, als gäbe es erste, zweite und dritte Pläne. Denn die noch in derselben Nacht unter dem Namen ‚Klauen-Schloss‘ (Pençe-Kilit) gestartete Operation hatte keinen Erfolg. Das lag am Widerstand, mit dem die Freund:innen die Angriffe beantworteten. Sie fügten dem Feind wahrhaft schwere Schläge zu. Die Vorbereitungen und die Ausbildung der Freund:innen vor der Operation war gut. Natürlich gab es auch Mängel und die bewerten wir unter uns. Aber der Feind hat bei seinem ersten Angriff auf Zap und Avaşîn einen Schock erlitten. Das hat er selbst zugegeben. Vor Kurzem hatten Erdoğan und sein Verteidigungsminister Hulusi Akar das operative Hauptquartier des Angriffs in Çelê besucht und sich mit den Kommandeuren der Operation getroffen. Dort wurden Aussagen getätigt, dass man sich zu schützen versuche und dass es Tote gebe. Aus regionalen Quellen wissen wir, dass sich viele verwundete Soldaten und auch Leichen von Soldaten in Krankenhäusern befinden und diese bereits übervoll sind.

Wir grüßen von ganzem Herzen den Mut und den Widerstand unserer Freund:innen. Die Freundinnen Şaristan und Mizgîn und all die anderen in den ersten Tagen des Angriffs Gefallenen haben mit ihrem Widerstand einen Geist geschaffen, auf dessen Grundlage dem Feind schwere Schläge versetzt werden. Wir werden immer in der Schuld unserer gefallenen Freund:innen stehen und versprechen, dass wir dieses Jahr zum Jahr des Sieges machen werden.

Krieg um Sein oder Nichtsein“

Wir dürfen diese Operation nicht als einen Angriff, der sich nur gegen Zap und Avaşîn richtet, betrachten. Diese Operation richtet sich nicht nur gegen uns. Im Gefängnis werden unsere Freund:innen brutal angegriffen. Es finden Massaker an unserem Volk statt. Die Kinder dieses Volkes werden ermordet und die Mütter über den Boden geschleift. Deshalb ist dies ein totaler Krieg gegen alle Kurd:innen. Vor allem findet auch ein Krieg gegen Rêber Apo [Abdullah Öcalan] statt. Rêber Apo wird unter verschiedensten Vorwänden daran gehindert, seine Familie und Anwält:innen zu treffen. Es wird versucht, ihn von der Welt abzuschneiden. Das stellt einen psychologischen, politischen und ideologischen Krieg gegen unseren Repräsentanten dar. Die Guerilla ist die Kraft, die es verhindert, dass Rêber Apo heute aktiv Schaden zugefügt wird. Deswegen wurde ihm gesagt: ‚Erst beenden wir alles draußen, dann bist du dran.‘ Daher ist der Prozess, den wir durchlaufen, sehr kritisch und sensibel. Wir müssen in jeder Hinsicht aufmerksam sein. Man will unsere Gebiete abriegeln, die Guerilla auslöschen und sich dann Rêber Apo zuwenden. Deshalb nennen wir diesen Krieg einen Krieg um Sein oder Nichtsein.

Wir können den Feind auf diesem Boden schlagen“

Um die Angriffe dieses Feindes zu brechen, müssen wir diesen Krieg langfristig betrachten. Es handelt sich nicht um eine eintägige Schlacht, es handelt sich um einen lang andauernden Krieg. Die verräterische Linie der Kollaborateure mobilisierte alle ihre Mittel und ebnete den Weg für die türkischen Truppen, Kuro Jahro anzugreifen. Deshalb kämpfen wir nicht nur gegen einen Feind, wir kämpfen gegen die Technik der NATO und den Verrat. Im Ukraine-Krieg erreichten die russischen Truppen binnen einer Woche die Hauptstadt. Aber hier dauert der Krieg nun 26 Tage an und der Feind konnte immer noch nicht vorrücken. Das ist das Ergebnis des Widerstands der Freund:innen und der Art und Weise, wie sie zuschlagen. Zunächst einmal gratulieren wir den Freund:innen in den Kriegstunneln für ihre Beteiligung am Kampf und ihre Fähigkeit, effektiv zuzuschlagen. Gleichzeitig ließen es die mobilen Einheiten im Gelände nicht zu, dass sich der Feind den Kriegstunneln näherte. Die mobilen Einheiten vollbrachten bereits große Leistungen. Die effektivsten Aktionen in diesem Jahr sind die Aktionen der mobilen Einheiten. Sie haben dem Feind nicht einmal erlaubt, Truppen abzusetzen. Wir grüßen und gratulieren alle Freund:innen in diesen Einheiten, alle diejenigen, welche diese hochqualifizierten Aktionen durchgeführt haben.

Wir müssen dieses zum Jahr des Sieges machen. Die AKP betrachtet diesen Krieg als Krieg um Sein oder Nichtsein. In jeder Erklärung sagen die Vertreter des türkischen Staates: ‚Wir dürfen nicht nachgeben.‘ Wenn sie erfolgreich wären, würden sie vielmehr sagen ‚Wir rücken vor‘. Diese Erklärung zeigt, wie sehr sie zu kämpfen haben. Wenn also alle Freund:innen ihre vorhandenen Fähigkeiten und ihre Waffengattungen überall mit großer Präzision einsetzen, können wir den Feind brechen. Wir müssen eine Situation schaffen, in der der Feind keinen Schritt mehr nach vorne machen kann, und ihm eine historische Lektion erteilen. Wir müssen diese ‚Schloss‘-Operation in einen Schlüssel verwandeln, der die Türen von Imrali öffnet.

Die Freund:innen sollten sich schützen und sich nicht zum Ziel der Technik machen. Wir müssen sowohl den Feind angreifen als auch uns selbst schützen. Wenn der Feind nicht weiß, wo und wann die Guerilla zuschlagen wird, wird er auch mental in die Defensive gedrängt werden. Solange die Initiative in unseren Händen liegt, wird der Feind nicht wissen, wo er zuschlagen soll, und er wird immer in der Defensive bleiben. Wer sich in einer permanenten Defensivhaltung befindet, ist zur Niederlage verurteilt. Der Feind mag Flugzeuge, Aufklärer, Haubitzen und Artillerie haben, das ist aber für uns nichts Neues, und wir haben für alle diese Methoden Lösungen gefunden. Die türkische Armee versucht die Kriegstunnel zu sprengen und setzt Chemiewaffen ein. Diese Methoden hat sie schon zuvor eingesetzt. Wir haben daraus Erfahrungen gewonnen. Deswegen gibt es nichts, was für uns ein Hindernis darstellt. Wir wissen, dass die Freund:innen am Krieg in diesem Jahr noch professioneller, mit noch stärkeren Maßnahmen teilnehmen werden. Die vergangenen 26 Tage haben das bewiesen. Wir begrüßen den Widerstand und den Offensivgeist der mobilen Einheiten und in den Kriegstunneln und wünschen all unseren Kräften Erfolg.“