Unheilige Allianz aus PDK, MHP und AKP bedroht christliche Dörfer

Von der rechtsextremen MHP organisierte Söldnergruppen sollen in Dörfern in Südkurdistan angesiedelt werden. Der christlichen Bevölkerung dieser Dörfer wird vertrieben.

Türkische Invasion in Südkurdistan

Während die von der PDK (Demokratische Partei Kurdistans) unterstützten Angriffe der Türkei auf Südkurdistan eine neue Dimension erreicht haben, werden in der Region erstaunliche Allianzen geschmiedet. Der Rassist Devlet Bahçeli (MHP), rechtsradikaler und treibender Faktor im Vernichtungskonzept gegen die kurdische Bevölkerung, und die PDK-geführte Regierung in der Kurdistan-Region des Irak (KRI), haben unter Aufsicht der Erdoğan-Partei AKP ein Bündnis geschlossen, das eine türkisch-rechtsextreme und islamistische Siedlungspolitik in Südkurdistan einschließt.

Machtinteressen der PDK als Mittel des türkischen Imperialismus

Dabei geht es um konkrete Machtinteressen in und um Südkurdistan. Die Region wird von mindestens drei Machtzentren verwaltet. Während in den Bergen die Guerilla das südliche Kurdistan verteidigt und sich die Bevölkerung radikaldemokratisch organisiert, teilen sich die konkurrierenden Parteien PDK und YNK (Patriotische Union Kurdistans) die Macht in Hewlêr. Die PDK versucht, die YNK mithilfe der Türkei zu verdrängen. So hat die vom Barzanî-Clan beherrschte Partei Berichten zufolge ihre Allianz mit dem türkischen Faschismus vertieft. Die PDK geht nicht nur gemeinsam mit der türkischen Armee in Bergregionen gegen die kurdische Freiheitsbewegung vor, sie hat offensichtlich auch mit der rechtsradikalen MHP (Graue Wölfe) ein Bündnis geschlossen. Mittel zu diesem Bündnis mit der faktischen Koalitionspartei der AKP ist dabei die Turkmenenfront, die insbesondere in Kerkûk und Mûsil aktiv ist. Die Turkmenenfront ist eng mit der MHP und dem türkischen Geheimdienst verbunden und dient teilweise auch als militärischer Fortsatz des türkischen Imperialismus in der Region. Sie war bereits mehrfach in von der Türkei koordinierte Massaker an Kurd:innen und insbesondere Ezid:innen verwickelt. Offenbar hat es nun eine Allianz zwischen PDK und Turkmenfront gegen die YNK gegeben.

Rechtsextremisten und Islamisten in die kurdischen Berge

Diese Kollaboration der PDK mit der MHP hat auch eine militärische Komponente. Durch Zusammenarbeit des türkischen Geheimdienstes MIT und des PDK-Geheimdienstes Parastin wurde offenbar eine unbekannte Anzahl von ehemaligen IS-Mitgliedern und türkeitreuen Rechtsextremen für den Einsatz gegen die Guerilla in den Bergen zusammengezogen. Viele von ihnen stammen aus Terrorgruppen aus den besetzten Gebieten in Nord- und Ostsyrien. So sind der Kommandant der Spezialkräfte der sogenannten Hamza-Brigade (Furqat al-Hamza), Seyf Bolat, sowie Muhammad Hussein al-Jasim, der Kommandant der rechtsextremen Sulaiman-Schah-Brigade, für die Rekrutierung von Truppen für den Einsatz in Südkurdistan verantwortlich.

Sanktionierte Verbrecher als Rekrutierer im Dienste der Türkei

Bolat und Al-Jasim sind keine Unbekannten. Als Kommandant von Furqat al-Hamza war Bolat unter anderem für die Ausplünderung von Efrîn verantwortlich und ist Mitunterzeichner eines unter der Regie des türkischen Staates entstandenen Abkommens zur Ausplünderung der Olivenernte der besetzten Region. Sowohl er als auch Al-Jasim stehen auf einer US-Sanktionsliste. Sie werden für Raub und Lösegelderpressung in Efrîn verantwortlich gemacht. Nach Angaben des US-Finanzministeriums ist Furqat al-Hamza auch am Betrieb von Gefängnissen beteiligt, in denen systematisch Folter und sexualisierte Gewalt stattfindet. Allein Al-Jasim soll etwa zehn Millionen Dollar durch Lösegelderpressungen verdient haben. Dieses Geld floss in ein Fahrzeugunternehmen unter Ägide des Dschihadisten (El Safir-Oto) in der Türkei, das sich ebenfalls auf der Sanktionsliste befindet. Es wird berichtet, dass Devlet Bahceli Bolat und Al-Jasim eigens nach Ankara eingeladen und die Operation gemeinsam mit Vertretern des MIT und von Parastin vorbereitet habe. So befindet sich eine Soldateska aus ehemaligen IS-Mitgliedern, Mitgliedern der rechtsextremen Sultan-Murad-Brigade, der Sulaiman-Schah-Brigade und Furqat al-Hamza teilweise bereits in Südkurdistan.

Christliche Bevölkerung wird für Söldner aus Kanî Masî vertrieben

Es ist auffällig, dass insbesondere die 25 christlichen Dörfer in der südkurdischen Region Kanî Masî im Gouvernement Duhok in den letzten Tagen das Ziel intensiver Bombardierungen durch die türkische Armee waren. Nach den ANF-Informationen geht es bei der Bombardierung der christlichen Dörfer um die Vertreibung der Bevölkerung zur Ansiedlung der türkeitreuen, vorwiegend aus Turkmen rekrutierten Söldnertruppen. Der ethnische türkische Nationalismus scheint auf diese Weise auch eine Annexion im Anschluss an die Besatzung vorzubereiten. Bei vorangegangenen Angriffen wurden Assyrer:innen, insbesondere aus den ältesten Dörfern der Region Metîna, vertrieben. Die Verbliebenen sollen nun offenbar durch die neueren Angriffe ebenfalls dieses Schicksal erfahren.

Titelfoto: Türkische Truppen in Zaxo, Symbolbild (c) Shafaq

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