Türkischer Drohnenangriff nahe Silêmanî

Nördlich von Silêmanî ist ein bergiges Gebiet von einer türkischen Drohne bombardiert worden. Menschen kamen offenbar nicht zu Schaden.

Eine türkische Kampfdrohne hat am Montag ein bergiges Gebiet nahe der südkurdischen Metropole Silêmanî bombardiert. Wie zuerst die Nachrichtenagentur RojNews berichtete, zielte der Angriff auf jene Seite des Berges Bîrzut, die im Dorf Qamiş bei Mawet liegt. Auf Bildern, die das Massiv zeigen sollen, sind weiße Rauchwolken zu sehen. Der Ort ist mehr als 150 Kilometer von der türkisch-irakischen Staatsgrenze entfernt.

Menschen sollen durch den Luftschlag nach bisherigem Stand nicht zu Schaden gekommen sein. Das bestätigte Kamran Hesen, Bürgermeister von Mawet, gegenüber NRT. Der Bezirk gehört verwaltungstechnisch zu Şarbajêr und liegt etwa 65 Kilometer nördlich von Silêmanî. Die Region geriet in den letzten Jahren häufig ins Visier der türkischen Luftwaffe, oftmals wurden die nahegelegenen Asos-Berge bombardiert. Die Türkei begründet diese völkerrechtswidrigen Militäraktionen mit der Sicherung ihrer Grenzen und einer konstruierten Bedrohung durch Kurdinnen und Kurden.

Von der Bergspitze des Bîrzut steigt Rauch auf | via RojNews

Gezielte Drohnenangriffe der Türkei - mit deutscher Technik

Türkische Luftangriffe gehören wie in Nordostsyrien auch in Südkurdistan beziehungsweise der Kurdistan-Region Irak inzwischen zur Routine, werden von der westlichen „Wertegemeinschaft“ jedoch kaum beachtet. Die türkische Führung beruft sich bei ihren Kampfhandlungen im Ausland auf ihren „Krieg gegen den Terror“ – gemeint ist die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) – und das Selbstverteidigungsrecht nach Artikel 51 der UN-Charta.

Zahlreiche Organisationen und Gremien, darunter auch der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags, weisen dagegen auf Verstöße der Türkei gegen das Gewaltverbot hin, da es gar keine Selbstverteidigungssituation gebe. Dennoch ist der von den USA und dem Irak kontrollierte Luftraum für türkische Kampfbomber freigegeben.

Oftmals verwendet die Türkei bei ihrem Drohnenterror gegen die Nachbarn Syrien und Irak die Kampfdrohne Bayraktar TB2. Diese meistverkaufte türkische Killerdrohne ist mit dem Zielerfassungssystem „Argos II HDT“ ausgestattet, das von der südafrikanischen Tochterfirma der deutschen Waffenschmiede Hensoldt hergestellt wird. Die Bundesregierung ist mit 25,1 Prozent an dem Rüstungsunternehmen beteiligt und verdient damit mit am Drohnenterror der Türkei in Kurdistan.

Tote und Verletzte aufgrund antikurdischer Aggression der Türkei

Anfang August waren in Ranya zwei Arbeiter verletzt worden, nachdem ihr Fahrzeug von einer türkischen Killerdrohne attackiert wurde. Wenige Tage zuvor hatte die türkische Armee von einem Stützpunkt in Südkurdistan aus das Sommerressort im Dorf Perex (Parakh) im Distrikt Zaxo mit vier Artilleriegranaten bombardiert. Neun Menschen, darunter mehrere Kinder, wurden getötet, mehr als zwanzig weitere verletzt. Am 17. Juli bombardierte eine türkische Killerdrohne in Tel Afar im Nordwesten des Iraks ein Fahrzeug, fünf Menschen kamen ums Leben. Unter den Opfern befand sich auch eine Frau. Einige Tage zuvor war das Geflüchtetenlager Mexmûr zum wiederholten Mal aus der Luft bombardiert worden.

In Nord- und Ostsyrien kommt es derweil seit Wochen täglich zu Drohnen- und Artillerieangriffen durch die Türkei, die immer wieder Opfer einfordern. Allein zwischen dem 19. Juli und dem 18. August sind mindestens 62 Menschen durch türkische Angriffe in den nordostsyrischen Autonomiegebieten ums Leben gekommen, weitere 86 wurden teils schwer verletzt. Unter den Todesopfern befinden sich auch vier Mädchen, die vergangene Woche nahe Hesekê durch die Bombardierung einer UN-geförderten Bildungseinrichtung getötet wurden. Die Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) haben die Vereinten Nationen und den Weltsicherheitsrat zum Handeln aufgefordert.