Die Türkei hat am Donnerstag ein von den UN gefördertes Bildungszentrum für Mädchen mit einer Kampfdrohne angegriffen. Bei dem Angriff auf die zwischen Til Temir und Hesekê gelegene Einrichtung sind vier Mädchen getötet worden, elf weitere wurden teils schwer verletzt. Generalmajor John W. Brennan, Kommandeur der internationalen Koalition gegen den IS, hat den Angriff als „Verstoß gegen die Gesetze des bewaffneten Konflikts“ verurteilt – ohne die Türkei zu erwähnen.
In der Erklärung heißt es: „Am Abend des 18. August traf ein bewaffnetes unbemanntes Flugsystem eine Gruppe von Volleyball spielenden Mädchen im Teenageralter, die an einem Bildungsprogramm der Vereinten Nationen in Hasakah teilnahmen. Ersten Berichten zufolge wurden bei dem Angriff vier Mädchen getötet und mehrere weitere verwundet. Im Namen der CJTF-OIR verurteile ich diesen Angriff und alle anderen, bei denen Zivilisten getötet oder verletzt werden.
Solche Taten verstoßen gegen die Gesetze des bewaffneten Konflikts, die den Schutz der Zivilbevölkerung vorschreiben. Wir sprechen den Familien der Getöteten unser Beileid und den Verletzten unser Mitgefühl aus.
Die Zunahme der militärischen Feindseligkeiten in Nordsyrien führt zu Chaos in einer fragilen Region, in der die Bedrohung durch den IS weiterhin präsent ist. Wir fordern von allen Parteien eine sofortige Deeskalation und ein Ende der Aktivitäten, die die bedeutenden Erfolge, die die Koalition im Kampf gegen den IS erzielt hat, gefährden.“
Ähnlich hatte sich die US-geführte Koalition bereits bei dem tödlichen Drohnenangriff auf Jiyan Tolhildan, Roj Xabûr und Barîn Botan im Juli geäußert: Die Tat wurde verurteilt, der Täter blieb unerwähnt.
Unterdessen beschuldigte der türkische Präsident Tayyip Erdogan die USA und die Koalition, den Terrorismus in Syrien zu unterstützen. Erdogan erklärte am Freitag nach seiner Rückkehr aus der Ukraine gegenüber Journalist:innen: „Bei allen Schritten, die wir derzeit in Syrien unternehmen, vor allem im Norden Syriens, östlich und westlich des Euphrat bis zum Mittelmeer, war die Arbeit, die wir mit den Russen durchgeführt haben, ein Kampf gegen den Terrorismus. Wir setzen unseren Kampf gegen den Terrorismus hier gemeinsam fort. Einen Teil davon führen wir gemeinsam mit den Russen durch, einen anderen Teil mit unseren eigenen Soldaten und Sicherheitskräften. (…) Unser Satz ,Wir können eines Nachts plötzlich kommen' ist nicht umsonst. Dies wird zu gegebener Zeit geschehen. Aber lassen Sie mich auch Folgendes sagen: Niemand sollte die Türkei fragen, ob sie für so etwas bereit ist. Wir sind auf all diese Dinge vorbereitet. Da wir vorbereitet sind, haben wir die Macht, alles zu tun, was von Augenblick zu Augenblick notwendig ist. Im Moment häuft leider vor allem Amerika dort Tausende von Lastwaffen mit Waffen, Munition, Fahrzeugen, Ausrüstungsgegenständen an. Für wen wird das alles angehäuft? Vollständig für terroristische Organisationen. Die USA können das nicht sagen: Ich habe dem Terrorismus keine Nahrung gegeben. Es sind die USA und die Koalitionsstreitkräfte, die den Terrorismus in Syrien in erster Linie genährt haben; sie haben es unerbittlich getan und tun es immer noch.“
Das sei auch mit dem russischen Präsidenten Putin in Sotschi erörtert worden. Erdogan kündigte einen politischen Dialog mit Assad an und sagte, dass man mit Russland über die Vorbereitungen für die Operation in Nord- und Ostsyrien in Kontakt stehe: „Wir stehen bei jedem Schritt, den wir in Syrien unternehmen, in Kontakt mit Russland, unseren Sicherheitskräften, dem Geheimdienst und dem Verteidigungsministerium.“