Überlebender von Drohnenangriff: Wir sind Zivilisten

Der Fahrer des Autos, das am Montag im südkurdischen Ranya von einer türkischen Killerdrohne attackiert wurde, hat erklärt, dass er und sein ebenfalls verletzter Freund Arbeiter sind und keinen Kontakt zu politischen Parteien haben.

In Ranya ist gegen die türkischen Drohnenangriffe in der Kurdistan-Region Irak protestiert worden. Am Montag war ein Auto von einer türkischen Kampfdrohne bombardiert worden, den Angaben zufolge wurden zwei Personen verletzt. An der Protestkundgebung im Baxê Giştî in Ranya, einer etwa 130 Kilometer nordwestlich von Silêmanî gelegenen Kleinstadt, nahm auch Bestun Resul, der Fahrer des bombardierten Autos, teil.

Nach Angaben von RojNews erklärte Resul bei der Protestaktion am Dienstag: „Mein Freund und ich sind Arbeiter. Wir haben keine Verbindung zu irgendeiner politischen Seite. Auf dem Rückweg sind wir von einer Drohne des türkischen Staates bombardiert worden. Wir wurden beide verletzt. Im Moment geht es uns gesundheitlich gut. Mein Freund ist Steinmetz und arbeitet hier. Sein Name ist Nizar, er stammt aus Rojava. Wir dachten zuerst, dass ein Reifen geplatzt ist. Dann sagten die Leute, die uns zur Hilfe geeilt sind und uns aus dem Auto geholt haben, dass wir aus der Luft bombardiert wurden.“

Gezielte Drohnenangriffe der Türkei - mit deutscher Technik

Türkische Luftangriffe gehören wie in Nordostsyrien auch in der Kurdistan-Region Irak inzwischen zur Routine, werden von der westlichen „Wertegemeinschaft“ jedoch kaum beachtet. Vor zwei Wochen hat eine türkische Killerdrohne in Tel Afar im Nordwesten des Iraks ein Fahrzeug bombardiert, fünf Menschen kamen ums Leben. Unter den Opfern befand sich auch eine Frau. Einige Tage zuvor war das Geflüchtetenlager Mexmûr zum wiederholten Mal aus der Luft bombardiert worden.

Die türkische Führung beruft sich bei ihren Kampfhandlungen im Ausland auf ihren „Krieg gegen den Terror“ – gemeint ist die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) – und das Selbstverteidigungsrecht nach Artikel 51 der UN-Charta.

Zahlreiche Organisationen und Gremien, darunter auch der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags, weisen dagegen auf Verstöße der Türkei gegen das Gewaltverbot hin, da es gar keine Selbstverteidigungssituation gebe. Dennoch ist der von den USA und dem Irak kontrollierte Luftraum für türkische Kampfbomber freigegeben.

Oftmals verwendet die Türkei bei ihrem Drohnenterror gegen die Nachbarn Syrien und Irak die Kampfdrohne Bayraktar TB2. Diese meistverkaufte türkische Killerdrohne ist mit dem Zielerfassungssystem „Argos II HDT“ ausgestattet, das von der südafrikanischen Tochterfirma der deutschen Waffenschmiede Hensoldt hergestellt wird. Die Bundesregierung ist mit 25,1 Prozent an dem Rüstungsunternehmen beteiligt und verdient damit mit am Drohnenterror der Türkei in Kurdistan.