Zahl toter Kinder durch Unfälle mit Militärfahrzeugen steigt

In Nordkurdistan kommen vermehrt Kinder bei Unfällen mit Militärfahrzeugen ums Leben.

Das Kurdische Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit Civaka Azad macht in einer Presseerklärung auf die zunehmenden Verkehrsunfälle mit Militärfahrzeugen in Nordkurdistan aufmerksam, bei denen vor allem Kinder tödlich verletzt werden.

„Im Jahr 2017 kamen bei Verkehrsunfällen von türkischen Polizei- und Militärfahrzeugen vier Kinder in der Südosttürkei ums Leben, zahlreiche weitere wurden teilweise schwer verletzt. Am 2. November 2017 fuhr in dem Stadtviertel Sûr (Diyarbakır) ein Panzerfahrzeug die achtjährige Ruken Cansırı an und verletzte sie schwer. Am 30. November 2017 wurde in Silopî der Fuß der zehnjährigen Çiğdem Başak in einer automatischen Bodenschwelle eines Polizeifahrzeuges eingeklemmt. Im Falle des gewaltsamen Tods der Geschwister Furkan (6 Jahre) und Muhammed (7 Jahre) Yıldırım am 3. Mai 2017 kam es nun am vergangenen Donnerstag, den 25. Oktober 2018, zum fünften Verhandlungstag des Prozesses“, erklärt Civaka Azad in einer Pressemeldung von heute.

Panzerwagen durchbricht Mauer eines Wohnhauses

Furkan und Muhammed Yıldırım sind ums Leben gekommen, weil ein Panzerwagen des türkischen Militärs in das elterliche Haus in der Stadt Şirnex (Şırnak) gefahren ist. Zu dem nach dem Tod der Kinder angestrengten Prozess erklärt Civaka Azad: „Ömer Yeğit, der als Fahrer des Militärfahrzeugs angeklagt ist, war nach der ersten Anhörung am 17. Oktober 2017 aus der Haft entlassen worden. Auch sein Vorgesetzter Murat Maden steht im Zusammenhang mit dem Fall vor Gericht. In einem Untersuchungsbericht wird der Angeklagte Yeğit als Nebenschuldiger dargestellt, während dem gepanzerten Fahrzeug die Hauptschuld an dem Tod der beiden Kinder gegeben wird. Diese äußerst fragwürdige Darstellung gibt Anlass zur Sorge, dass die beiden Angeklagten mit geringen Strafen oder sogar ohne jegliche Verurteilung aus dem Prozess hervorgehen.“

Keine Hoffnung auf Gerechtigkeit

Bereits vor Beginn des fünften Verhandlungstages hatten sich die Eltern angesichts des Prozessverlaufs hoffnungslos gezeigt. Der Vater der beiden getöteten Kinder, Mesut Yıldırım, erklärte, er erwarte mittlerweile keinerlei Gerechtigkeit mehr. Bezüglich der auffällig langen Prozessdauer vermutet der Vater: „Sie schieben den Fall auf die lange Bank, um Personen zu finden, die ein Urteil in ihrem Sinne sprechen.“ Mitglieder des Menschenrechtsvereins IHD und die HDP-Abgeordnete Nuran Imir waren am fünften Prozesstag als Beobachter im Gericht anwesend.