Sûr: Arbeiter entdecken Leiche in Restaurierungsstelle

In Sûr ist in einer Restaurierungsstelle eine Leiche gefunden worden. Der oder die Tote kam vermutlich im Zuge der Militärbelagerung ums Leben. Das historische Zentrum von Amed war im Winter 2015/16 von der türkischen Armee zerstört worden.

In Sûr, dem Altstadtbezirk von Amed (tr. Diyarbakir), haben Arbeiter in einer Restaurierungsstelle eine Leiche gefunden. Der Fundort liegt im Viertel Hasirli, zwischen der armenisch-katholischen Kirche und der kleinen Moschee. Wie ein Arbeiter gegenüber der Zeitung Welat äußerte, sei die Leiche in ein Tuch gewickelt gewesen. Die nach dem Fund verständigte Polizei habe die Stelle abgesperrt, die Leiche sei von forensischen Beamten untersucht worden. Danach sei der Körper abtransportiert worden.

Um wen es sich bei dem oder der Toten handelt, ist noch unklar. Es wird vermutet, dass es sich um ein Opfer der türkischen Militärbelagerung im Winter 2015/16 handelt. Sûr ist das historische Zentrum von Amed. Bei den Angriffen vor gut fünf Jahren wurde der Bezirk großflächig zerstört, die Vernichtung setzt sich allerdings bis heute fort. Zivilrechtliche Organisationen beziffern die Zerstörung inzwischen auf gut 70 Prozent.

Sûr vor der Zerstörung (l.) und im Mai 2016

Toter womöglich Hakan Arslan?

Ali Rıza Arslan glaubt, dass es sich bei der in Sûr gefundenen Leiche um die seines Sohnes Hakan Arslan handeln könnte. Dieser sei am 22. Januar 2016 im Bezirk ums Leben gekommen und neben der Hasirli-Moschee begraben worden. Die in Erzîrom (Erzurum) lebende Familie hat sich seit dem Ende der Militärbelagerung dutzende Male an die Generalstaatsanwaltschaft Diyarbakir und das türkische Innenministerium gewandt, um zu erwirken, dass die Leiche von Hakan Arslan geborgen wird. Bisher hatte sie damit keinen Erfolg.  

Die Zerstörung von Sûr

Im November 2015 begann mit der Ausrufung einer Ausgangssperre die Zerstörung von Sûr. In der Altstadt von Amed, die eine fünftausendjährige Geschichte hat und unter dem Schutz der UNESCO steht, war kurz zuvor die Selbstverwaltung ausgerufen worden. Über drei Monate leisteten die Menschen im Viertel Widerstand gegen ein barbarisches Angriffskonzept des türkischen Staates. Die Zerstörung setzt sich bis heute fort, zehntausende Menschen sind enteignet und vertrieben worden.