Soldaten zerstören in Licê erneut Gräber

Türkische Soldaten haben im nordkurdischen Landkreis Licê erneut Gräber zerstört.

Seit den letzten Wochen nehmen die Angriffe der türkischen Armee auf Guerillagräber immer weiter zu. Die Gräber werden gezielt ausgewählt, zerstört und die Familien bedroht. Zu den Angriffen auf Gräber in den Provinzen Amed (Diyarbakır), Colemêrg (Hakkari), Mûş (Muş) und Şirnex (Şırnak) kommt nun ein weiterer in Licê (Lice) hinzu. Zuletzt war in Licê der Friedhof in Sîsê (Yolçatı) zum Ziel der Zerstörungen geworden, nun folgte eine Attacke auf sechs Gräber auf dem Friedhof von Licok (Çavundur).

In Licok wurden auch Gräber von ermordeten Zivilist*innen angegriffen. Unter ihnen befinden sich die Ruhestätten von Izzet Tugal, der 1995/96 vom türkischen Geheimdienst JITEM ermordet worden war, von Bahattin Turfan, der beim Angriff auf die Beerdigung von Vedat Aydın am 10. Juli 1991 getötet wurde, der 1990 gefallenen Guerillakämpfer Aydın Bedran und Inayet Tanrıverdi, der 1993 von Dorfschützern ermordeten Hiyali Zengin und ihres Sohnes Mustafa Zengin. Augenzeugen zufolge handelte es sich bei den Tätern um türkische Soldaten, die zu einer Operation ausrückten. Die Abdrücke von Militärstiefeln an den Grabsteinen deuten darauf hin, dass die Soldaten sie einfach umgetreten haben.

Die Zerstörung von Friedhöfen und Gräbern ist Teil der psychologischen Kriegführung in Kurdistan. So soll das Gedenken an die Gefallenen und Ermordeten zerstört und der Widerstandswille der Bevölkerung gebrochen werden.