Über 250 Gräber in Licê zerstört

Der Juristenverband ÖHD hat einen Bericht über die Zerstörung von Gräbern durch türkische Sicherheitskräfte im Landkreis Licê veröffentlicht. Demnach wurden auf einem einzigen Friedhof 250 Gräber von Sicherheitskräften verwüstet.

Der Verein der progressiven Juristen (ÖHD) hat einen Bericht über staatliche Angriffe auf den Friedhof von Sîsê (Yolçatı) in der Nähe der nordkurdischen Kreisstadt Licê verfasst. Der Anwalt Bawer Mızrak berichtete gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya von einem deutlichen Anstieg der Angriffe auf den Gefallenenfriedhof in den vergangenen Monaten. Er bezeichnet die Angriffe auf Guerillagräber als „Vollzug von Feindrecht gegen die Kurden“ und hebt hervor, dass solche Angriffe nach dem Ende des Friedensdialogs 2015 besonders zugenommen hätten. Er berichtet von Grabschändungen durch Sicherheitskräfte in Licê, Farqîn (Silvan), Erdîş (Erçiş), Gever (Yüksekova), Cewlîg (Bingöl), Kelê (Malazgirt) und Heşkîf (Hasankeyf), sagt aber auch, dass höchstwahrscheinlich wesentlich mehr Friedhöfe zu Angriffszielen wurden.


Bawer Mızrak, Foto: MA

Hunderte Grabsteine zerschlagen

Mızrak berichtet von den Untersuchungen des ÖHD auf dem Friedhof von Sîsê und sagt: „Mit dem Ende des Friedensprozesses fanden hier normalerweise ein- oder zweimal im Jahr Angriffe statt. Die Familien berichten uns, dass Soldaten, wenn sie von einer Operation zurückkehren, immer wieder ein oder zwei Gräber zerstört haben. Aber wir haben bei unserer letzten Untersuchung festgestellt, dass die Grabsteine aller 250 Gräber zerschlagen worden sind.“

Verfahren wegen Terrorpropaganda gegen Angehörige

Aus Farqîn berichtet Mızrak von Angehörigen, die zur Polizeidirektion bestellt, bedroht und beleidigt wurden. Ihnen wurde befohlen, die Gräber ihrer Angehörigen zu zerstören, andernfalls würden sie festgenommen. Mızrak weiter: „Schließlich wurde gegen alle Angehörigen ein Verfahren wegen Terrorpropaganda eingeleitet. In den Verfahren wird von Regelungen für Gräber geredet. Die Grabsteine würden diesen widersprechen. Allerdings existiert keine solche Regelung.“

Internationale Gemeinschaft muss etwas unternehmen

Der ÖHD appelliert an die EU, den Europarat und die Vereinten Nationen, etwas gegen diese Angriffe auf das Andenken Verstorbener zu unternehmen. Der Verein will die Familien bei Klagen bis in die letzte Instanz unterstützen.