Die türkische Polizei hat in Pirsûs (tr. Suruç) bei Riha einen Grabbesuch bei Rohat Aktaş und Mehmet Yavuzel verboten. Das Gedenken musste auf den Vorplatz des Friedhofs verlagert werden, da die Ruhestätte vollständig von Sicherheitskräften eingekesselt worden war. Rohat Aktaş und Mehmet Yavuzel starben am 13. Februar 2016 zusammen mit 59 weiteren Menschen in einem der „Todeskeller von Cizîr“. In dem Wohnhaus hatten die Menschen Schutz vor der Belagerung der kurdischen Stadt durch das türkische Militär gesucht. Armeeangehörige leiteten Benzin in den Keller des Gebäudes, niemand überlebte das bis heute ungesühnte Massaker.
Rohat Aktaş war Journalist und arbeitete als Redakteur für Azadiya Welat (ku. Freie Heimat), der einzigen kurdischsprachigen Zeitung, die später per Notstandsdekret verboten wurde. Mehmet Yavuzel engagierte sich auf lokaler Ebene bei der Partei der demokratischen Regionen (DBP), der Schwesterpartei der HDP. Zum Grabbesuch waren neben ihren Angehörigen auch Mitglieder der Provinz- und Bezirksverbände von HDP und DBP sowie des Journalistenvereins Dicle-Firat (DFG) gekommen. Die HDP-Abgeordnete Ayşe Sürücü protestierte heftig gegen das von der Polizei ausgesprochene Verbot und bezeichnete die Maßnahme als „ethisch und juristisch“ nicht vertretbar. Daraufhin wurde ihr und Meliha Aktaş, der Mutter von Rohat Aktaş erlaubt, den Friedhof zu betreten. „Alleine werde ich die Trauer nicht bewältigen können“, sagte die Frau und weigerte sich. „Schande über diejenigen, die verhindern, dass wir unserer Toten gedenken“, fuhr sie fort.
Eingang zum Friedhof abgesperrt
Der Journalist Zeynel Abidin Bulut war ebenfalls anwesend. „Heute mag man uns das Gedenken an unsere Freunde verweigert haben. Aber auch wenn fünfzig Jahre vergehen: unsere Verbundenheit gilt ihnen und ihrem Widerstand. Sie werden stets in unserer Erinnerung bleiben.“ Bulut wurde erst kürzlich vor einem türkischen Gericht in Amed unter Terrorvorwürfen zu einer Haftstrafe verurteilt, weil er bei einem Totengedenken für den Azadiya-Welat-Korrespondenten und Guerillakämpfer Mazlum Erenci zu einer Schweigeminute aufgerufen hatte.