Am 15. August 1984 leitete die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) den bewaffneten Widerstand gegen die türkische Besatzungsmacht ein. Anlässlich des 39. Jahrestags des Beginns des Guerillakampfs hat das Exekutivkomitee der PKK eine Botschaft veröffentlicht:
„Wir begehen den 39. Jahrestag unseres großen revolutionären Aufbruchs vom 15. August. An diesem Tag manifestierte sich die apoistische Linie in Organisation und Praxis. Damit wurde der Entschluss zum großen Gefängniswiderstand von 1982 in die Berge und zur Guerilla getragen. Wir gehen als Guerilla und Volk mit großem Einsatz in allen Bereichen in dieses vierzigste Jahr des Widerstands. Insbesondere im historischen Widerstandsgebiet Zap haben die Kämpfer:innen der HPG und YJA Star den Jahrestag mit schweren Schlägen am 9. und 10. August gegen die faschistischen Söldner des AKP/MHP-Regimes begangen. Damit haben sie uns gezeigt, wie der 39-jährige Kampf heute geführt wird. An erster Stelle beglückwünschen wir die Kämpfer:innen der HPG und YJA Star zu ihrem Erfolg am Girê Cûdî. Dieser Gipfel wurde durch sie in eine historische Festung des Widerstands und des Sieges verwandelt. Wir senden Grüße an den selbstlosen Widerstand der Freiheitsguerilla Kurdistans, die sich der faschistischen und völkermörderischen Besatzung entgegenstellt.“
39 Jahre Widerstand gegen Kolonialismus und Genozid
„Die Erfolge unserer mutigen Guerillakräfte im 40. Jahr des historischen Aufbruchs vom 15. August stärken die Entschlossenheit und Hoffnung unseres Volk und unserer Freund:innen. Auf der Grundlage des 15. August wächst und gedeiht unser von der Jugend und Frauen in allen vier Teilen Kurdistans und im Ausland angeführte Freiheitskampf. Es ist offensichtlich, dass dieser historische Widerstand, der eng mit der Erringung der physischen Freiheit von Rêber Apo [Abdullah Öcalan] verbunden ist, weiterhin auf dem Weg des Sieges voranschreiten wird. In diesem Sinne beglückwünschen wir unsere Guerilla, unsere Parteigenoss:innen, insbesondere Rêber Apo, die Frauen und die Jugend, unser patriotisches Volk und unsere Freund:innen zum 15. August, dem Tag der Wiedergeburt und dem Fest der Guerilla. Wir gedenken aller Gefallenen, unserer unsterblichen Kommandant:innen dieses historischen Aufbruchs, mit großem Respekt, Liebe und Dankbarkeit, während wir an Egîd und Zîlan erinnern. Im neuen Jahr des Aufbruchs wünschen wir allen, die für Freiheit und Demokratie kämpfen, die größtmöglichen Erfolge.
Wie allgemein bekannt ist, haben wir als Bewegung und Volk seit 39 Jahren auf der Grundlage des Aufbruchs vom 15. August ununterbrochen Widerstand gegen den türkischen Kolonialismus und den Genozid geleistet. Unser Kampf basiert auf der apoistischen Freiheitslinie und wird von der Guerilla geleitet. Rêber Apo und unsere mutigen Gefallenen sind die Vorreiter:innen. Dieser Widerstand wird von 50.000 Gefallenen getragen. In den vergangenen 39 Jahren hat er die Kurdinnen und Kurden gebildet und die Menschheit aufgeklärt. Er hat der kurdischen Gesellschaft Freiheitsbewusstsein und Organisierung gebracht und in der Person von Rêber Apo, den Gefallenen und der Guerilla das freie Individuum, freie Frauen und Männer hervorgebracht. Dieser Widerstand hat alle Formen von Sklaverei und negativen Entwicklungen in Kurdistan beendet und die Türen zu einem freien Leben und zur Geschichte der Freiheit geöffnet.
Unzählige revolutionäre Entwicklungen
Es ist klar, dass den emanzipatorischen Entwicklungen in Kurdistan der revolutionäre Aufbruch vom 15. August 1984 und der daraus hervorgehende ununterbrochene Guerillawiderstand zugrunde liegen. Die Kugeln, die am 15. August 1984 in Dih (tr. Eruh) und Şemzînan (Şemdinli) abgefeuert wurden, richteten sich vor allem gegen das kurdische Sklaventum. Sechs Jahre nach unserer Parteigründung leitete diese Offensive die Wiedergeburt der Kurd:innen als Nation und die Freiheitsrevolution der Frauen ein. Fünfzehn Jahre nach dem ersten Schuss begann die Organisierung des Widerstands gegen das internationale Komplott und wurde zur Grundlage für zahlreiche revolutionäre Entwicklungen, insbesondere der Freiheitsrevolution von Rojava. Auf der Grundlage des historischen Imrali-Widerstands und mit dem Paradigmenwechsel wurde Rêber Apo zu einem Repräsentanten aller Unterdrückten.
Eine neue Hoffnung
Der 15. August beendete in Kurdistan die Ära der Sklaverei und es begann die Zeit der Freiheit. In vielen Kreisen wird nun am 39. Jahrestag tiefergehend über diesen Aufbruch diskutiert, um zu verstehen, ob dieser Durchbruch notwendig war und wohin er führte. Es ist klar, dass ohne diese revolutionäre Intervention in die Geschichte, der Völkermord an den Kurd:innen noch weiter fortgeschritten wäre und es heute nichts mehr im Sinne der kurdischen Identität gäbe. In der Türkei würde das System von Lug und Trug, die antikurdische, faschistische, kolonialistische und völkermörderische Einstellung umfassend und unwidersprochen weiter herrschen und sich an der Macht halten. Damit hätte diese genozidäre Haltung und Politik globale Hegemonie erlangt.
Das heißt, der Kampf, der auf der Grundlage des Aufbruchs vom 15. August entwickelt wurde, hat nicht nur den Kurd:innen Freiheitsbewusstsein, Organisierung und Aktivismus gebracht, sondern leitete auch eine umfassende Ära der Aufklärung für den gesamten Nahen Osten und die Menschheit ein. Dies gilt insbesondere für die Türkei, wo dieser Kampf alle Lügen entlarvt hat und die Suche nach Freiheit und Demokratie in jedem Bereich vorangebracht wurde. Mit der Freiheitsrevolution der Frauen, die auf der Grundlage der von Rêber Apo entwickelten Jineolojî entfaltet wurde, wurde das Bewusstsein und die Kraft geboren, das auf fünftausend Jahren männlich dominierter Mentalität und Politik basierende Macht- und Staatssystem und dessen letzte Phase, die kapitalistische Moderne, in all ihren Dimensionen zu überwinden. Rêber Apo hat mit seinem ökologischen, frauenbefreienden und demokratischen Gesellschaftsparadigma die Geschichte und Gegenwart tief beleuchtet und eine neue Hoffnung auf Befreiung für alle Unterdrückten geschaffen.
Ein Aufbruch der Hoffnung, der Beharrlichkeit und der Ausdauer
Rêber Apo bezeichnete den 15. August 1984 als einen revolutionären Aufbruch der Hoffnung, Beharrlichkeit und Ausdauer. In den 39 Jahren des Widerstands wurden in jedem Moment große Opfer erbracht und Schwierigkeiten sowie Leid erlebt. Jedes Jahr brachte größere Hindernisse als das vorherige mit sich. Doch diese Hindernisse hielten unsere Partei und unser Volk nicht davon ab, den historischen Kampf weiterzuentwickeln. In einer Zeit, in der es eigentlich keine Möglichkeiten gab, wurde durch Aufklärung durch Rêber Apo und den Mut und die Opferbereitschaft der Kurd:innen der Kampf 39 Jahre lang erfolgreich geführt. Der Widerstand im 39. Jahr übertraf den der vorherigen Jahre in Beharrlichkeit, Ausdauer und Erfolg. Dies zeigte sich insbesondere im Widerstand gegen alle möglichen verbotenen Waffen in den Regionen Zap, Avaşîn und Metîna.
Nun beginnt für uns als Volk und unsere Bewegung das 40. Jahr des Aufbruchs. Es ist offensichtlich, dass die wiedergewählte türkische Regierung nach den Wahlen im Mai dabei ist, ihre kurdenfeindlichen, faschistischen und völkermörderischen Angriffe weiter auszudehnen. Die gesamte innen- und außenpolitische Kraft der Türkei wird mobilisiert, um diese Angriffe trotz Verletzung von Gesetzen und Moral fortzusetzen. Das Isolationssystem auf Imrali wird weiter verschärft. Rêber Apo soll de facto erstickt werden. Mit der Unterstützung, die die türkische Regierung in Astana, durch die NATO und den Verrat der PDK („Demokratische Partei Kurdistans“) erhält, dehnt sie ihre Angriffe aus, um unsere Guerilla zu vernichten, unsere Parteiführung zu liquidieren und Rojava und Südkurdistan zu besetzen. Mittels Spezialkriegsmethoden sollen der Gefängniswiderstand gebrochen, Frauen und Jugendliche kampfunfähig gemacht und die demokratische Politik ausgeschaltet werden. Auf diese Weise versucht der türkische Faschismus, seine Repression, seinen Terror und seinen Kolonialismus zu intensivieren.
Das 40. Jahr des Widerstands wird historische Kämpfe hervorbringen
Ohne Zweifel haben wir als Bewegung, als kurdisches Volk und Völker in der Türkei, als revolutionäre und demokratische Freund:innen, bis heute mutig gegen alle Angriffe des AKP/MHP-Faschismus Widerstand geleistet und werden im vierzigsten Jahr des großen Aufbruchs auf der Grundlage der Lehren aus der Vergangenheit noch stärker kämpfen. Vor allem wird der Widerstand auf Imrali, der einzigartig ist, weiterhin unseren Weg erleuchten und uns führen. Egal welche Kraft oder Methode gegen uns angewendet wird, wir werden mit der sich ständig erneuernden apoistischen Guerilla allen feindlichen Angriffen opferbereit widerstehen und wie in den vergangenen 39 Jahren den faschistischen Regierungen der Türkei, einschließlich Tayyip Erdoğan und seiner Koalition, die endgültige Niederlage bereiten und sie in die Geschichtsbücher verweisen. Der Gefängniswiderstand im Geiste des 14. Juli (1982) wird weiterhin ungebrochen fortgesetzt. Der von Frauen und Jugendlichen angeführte antifaschistische Kampf unseres Volkes und unserer Freund:innen in der Türkei wird trotz allen Spezialkriegsangriffen stärker und kreativer werden. Unser Volk und unsere Freund:innen im Ausland werden im vierzigsten Jahr noch mehr zu unserem gemeinsamen Kampf beitragen.
Es ist offensichtlich, dass das vierzigste Kampfjahr die Bühne für große Kämpfe sein wird. Vielleicht werden auch größere Opfer gebracht werden als im vergangenen Jahr. Doch egal wie sehr der Feind seine Angriffe verstärkt, werden wir uns auf der Linie des 15. August immer wieder erneuern und einen Widerstand meistern, der die aktuellen Pflichten in allen Bereichen mit kreativen Methoden noch effektiver erfüllt. In diesem Sinne begrüßen wir den Jahrestag des revolutionären Aufbruchs mit großer Überzeugung und Entschlossenheit.
Wir begrüßen auch die Feierlichkeiten zum 15. August, die überall stattfinden, insbesondere die Aktionen für die physische Freiheit von Rêber Apo. Wir rufen unser patriotisches Volk und unsere Freund:innen dazu auf, sich im Geiste des 15. August zu erneuern und den Kampf für die Zerschlagung des AKP/MHP-Faschismus und die physische Freiheit von Rêber Apo in jedem Bereich weiter voranzutreiben."