PDK verhindert Rückkehr nach Şengal
Fünfzig ezidische Familien sind von PDK-Peschmerga an der Rückkehr nach Şengal gehindert worden. Vor sechs Jahren mussten Hunderttausende Ezidinnen und Eziden vor den Völkermord-Schergen des IS flüchten.
Fünfzig ezidische Familien sind von PDK-Peschmerga an der Rückkehr nach Şengal gehindert worden. Vor sechs Jahren mussten Hunderttausende Ezidinnen und Eziden vor den Völkermord-Schergen des IS flüchten.
Fünfzig ezidische Familien sind auf dem Weg nach Şengal von Peschmerga-Kräften der südkurdischen Regierungspartei PDK aufgehalten worden. Die Betroffenen waren bei dem brutalen IS-Überfall auf Şengal im Jahr 2014 vertrieben worden und haben in den letzten Jahren in einem Auffanglager im Gouvernement Dihok gelebt. Jetzt wollten sie in ihre Heimat zurückkehren.
Dafür holten sie zunächst die Genehmigung der Camp-Leitung ein und lösten ihre behelfsmäßigen Haushalte in dem Lager auf. Anschließend machten sie sich am Freitag mit ihrem Besitz auf den Weg und wurden im Dorf Xetarê zwischen Dihok und Mossul von einer Peschmerga-Einheit gestoppt.
Xwedêda Çûkê, der Bürgermeister des Dorfes, erklärte gegenüber der in Südkurdistan ansässigen Nachrichtenagentur RojNews, dass er das Anliegen der Familien unterstütze. Die Rückkehr in ihre Heimat sei ihr gutes Recht und es gebe noch viele weitere Familien, die dasselbe Anliegen haben.
Çûkê führte weiter aus, dass bereits zuvor viele andere ezidische Familien den Wunsch hatten, in ihre Heimat bei den Şengal- Bergen zurückzukehren. Dabei sei ihnen geholfen worden, viele Vertriebene hätten so sicher die Region erreichen können. Heute sehe die Situation jedoch anders aus. Die kurdische Regionalregierung schneide den Familien den Weg ab und lasse ihre Rückkehr nicht zu. Gegenüber dieser Haltung, wie Çûkê betonte, bliebe die irakische Regierung stumm und greife nicht ein.
Zum Schluss seiner Stellungnahme rief Bürgermeister Çûkê den Europäischen Greichtshof für Menschenrechte sowie die Vereinten Nationen dazu auf, sich einzuschalten und in naher Zukunft eine Lösung zu präsentieren, damit alle vertriebenen Familien ungehindert in ihre Heimat zurückkehren können.
400.000 Menschen aus Şengal vertrieben
Der sogenannte „Islamische Staat“ hatte im Sommer 2014 große Teile im Norden und Osten des Irak überrannt. Am 3. August verübte die Terrormiliz im ezidischen Siedlungsgebiet Şengal einen Völkermord, dem etwa 10.000 Menschen zum Opfer fielen. Über 7.000 Frauen und Kinder wurden entführt, mehr als 400.000 Menschen aus ihrer Heimat vertrieben und weitere Tausende werden bis heute vermisst. Dem Genozid und Femizid vorausgegangen war der Abzug der in Şengal stationierten Peschmerga der südkurdischen Autonomieregion, die die Zivilbevölkerung schutzlos den Schergen des IS überließen. Guerillakämpfer*innen der HPG und YJA-Star gelang es hingegen gemeinsam mit den Volks- und Frauenverteidigungseinheiten YPG und YPJ, zehntausende Ezidinnen und Eziden über einen freigekämpften Fluchtkorridor das Leben zu retten.