Halise Aksoy, die Mutter des 2017 in Dersim gefallenen Guerillakämpfers Agit Ipek, ist bei einer Razzia in ihrer Wohnung in Amed (tr. Diyarbakir) von türkischen Polizisten misshandelt worden. Auch vier Mitglieder des Exekutivrats der Demokratischen Partei der Völker (HDP), die zu Gast bei Aksoy waren, wurden Opfer teils schwerer Polizeigewalt. Eine Person erlitt bei dem Überfall eine Schädelfraktur. Informationen zur Schwere der Verletzung liegen noch nicht vor.
Der Name von Halise Aksoy hat sich ins Gedächtnis der kurdischen Gesellschaft gebrannt, als ihr die sterblichen Überreste ihres Sohnes im April dieses Jahres in einer Kiste und per Post ausgehändigt worden waren – verschickt durch die Generalstaatsanwaltschaft in Dersim. Wie die Seniorin gegenüber der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) äußerte, stürmten schwerbewaffnete Sicherheitskräfte am Mittwochnachmittag ihre Wohnung. Zur Begründung habe es geheißen, ihre Gäste würden verdächtigt, einen „Aktionsplan“ auszuarbeiten.
Hubschrauber über Wohnhaus während Razzia
„Die Eingangstür der Wohnung wurde ohne Vorwarnung mit einem Rammbock eingeschlagen. Nachdem sich die Polizisten Zutritt verschafft hatten, wurden wir geschlagen, getreten und zu Boden gebracht. Dabei ist einem meiner Gäste ein Schädelbruch hinzugefügt worden“, so Aksoy. Mehrere Stunden lang sei die Wohnung daraufhin durchsucht worden, zeitgleich schwebte ein Hubschrauber über dem Wohnhaus.
Während der Durchsuchung sei Halise Aksoy gefragt worden, ob sie HDP-Mitglied sei, weshalb sie alleine wohne, ob sie Miete zahle oder Eigentümerin sei und ob sie Bekannte bei der PKK habe. Alle Mobiltelefone seien beschlagnahmt worden, zudem wurden von Teetassen Fingerabdrücke genommen. Nach etwa fünf Stunden wurde die Wohnungsdurchsuchung beendet, anschließend fand die Überstellung ins Polizeipräsidium statt. Erst gegen Mitternacht wurden Aksoy und ihre Gäste wieder auf freien Fuß gesetzt.
Halise Aksoy: „Ich habe keine Angst vor ihnen“
Die Razzia reiht sich ein in eine Kette von Einschüchterungsmaßnahmen, durch die die kurdische Gesellschaft mundtot gemacht werden soll, meint Halise Aksoy. „Ich habe keine Angst vor ihnen“, sagt sie. „Ich werde mich nicht beugen.“