Merîwan: Fünf Kolber bei iranischem Beschuss verletzt
Im ostkurdischen Merîwan ist eine Gruppe Lastenträger von iranischen Grenzsoldaten unter Beschuss gesetzt worden, fünf von ihnen wurden verletzt. Etwa weitere dreißig Kolber werden vermisst.
Im ostkurdischen Merîwan ist eine Gruppe Lastenträger von iranischen Grenzsoldaten unter Beschuss gesetzt worden, fünf von ihnen wurden verletzt. Etwa weitere dreißig Kolber werden vermisst.
Nahe der ostkurdischen Stadt Merîwan ist an diesem Sonntag eine Gruppe Kolber von iranischen Grenzsoldaten unter Beschuss gesetzt worden. Laut der Menschenrechtsorganisation Hengaw sind dabei fünf der Lastenträger verletzt worden. Von etwa dreißig weiteren Kolbern, die sich im iranisch-irakischen Grenzgebiet bewegten, fehle seitdem jede Spur. Ihr Aufenthaltsort könne nicht ausfindig gemacht werden, teilt die Organisation mit.
Die Identität der Verletzten sei indes bekannt. Es handelt sich demnach um Zanyar Hatampanah, Karvan Manouchehri, Salah Watandust, Aram Manouchehri und Soran Watandust aus der Ortschaft Mirabad. Sie wurden in das Krankenhaus Bo Ali in Merîwan gebracht. Nähere Angaben zu ihrem gesundheitlichen Zustand liegen nicht vor.
Harter Kurs gegen Kolber
Der Iran fährt weiterhin einen harten Kurs gegen Kolber, die davon leben, Lasten über die gefährlichen Grenzen in Kurdistan zu bringen. Dabei handelt es sich vor allem um Zigaretten, Handys, Decken, Haushaltswaren, Tee und selten auch Alkohol. Die Wege über die abgeschotteten Grenzen der Nationalstaaten, die Kurdistan für sich beanspruchen, sind mindestens ebenso lebensgefährlich für die Kolber wie die Arbeit unter Hochgebirgsbedingungen. Das iranische Militär, die „Revolutionsgarde“ (Pasdaran) und die türkische Armee legen Hinterhalte an und führen gezielte Tötungen durch.
Fatwa für Tötungen von Kolbern
Seit Ende 2018 kommt es jedoch immer häufiger zu extralegalen Hinrichtungen von Kolbern. Der damals für Sicherheitsangelegenheiten zuständige stellvertretende Innenminister des Iran, Hossein Zolfaghari, hatte eine verfassungsfeindliche Fatwa verkündet und im Grenzgebiet tätige Lastenträger als „Schmuggler“ bezeichnet, die „getötet werden müssen“. Das Drama der Kolber, die aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Perspektiven und der hohen Arbeitslosigkeit unter schwierigsten Umständen ihr Leben riskieren, um wenigstens irgendein Einkommen für sich und ihre Familien zu erzielen, will seitdem nicht abreißen.
Mindestens 67 tote Kolber in 2020
Laut einer Bilanz der Initiative „Kolbarnews” sind 2020 allein im iranisch-türkischen Grenzgebiet mindestens 67 Lastenträger zu Tode gekommen, weitere 163 wurden verletzt. Der Bericht enthält Daten über polizeilich erfasste oder medial veröffentlichte Todesfälle von Lastenträgern, die Dunkelziffer dürfte jedoch weitaus höher liegen. In den letzten Jahren wurden immer wieder in den Frühlingsmonaten Leichen von vermissten Kolbern gefunden, die durch die Schneeschmelze freigelegt worden waren.
Kolber von türkischen Soldaten zu Tode gefoltert
Nicht weniger brutal ist das Handlungsmuster türkischer Sicherheitskräfte. Erst vor wenigen Tagen sorgte ein tödlicher Angriff auf Lastenträger nahe Wan wieder für Entsetzen bei der Bevölkerung und Menschenrechtsorganisationen. Dort waren ein Siebzehnjähriger und ein 44 Jahre alter Kolber im Landkreis Ebex (tr. Çaldıran) von türkischen Soldaten festgenommen und auf einen Militärstützpunkt verschleppt worden. Beide wurden geschlagen und gefoltert, bevor sie schwerverletzt im Grenzgebiet ausgesetzt worden sind. Der ältere der beiden Männer starb dort an den Folgen der Folter.